Webcite® – Zitieren von Internetquellen

Zitieren von Internetquellen mit Webcite® ist eine Lösung zum "404-Site Not Found" Problem beim Zitieren wissenschaftlicher Quellen. Heute aber durch die Wayback-Machine des Internet Archivs überholt.

Webcite® war lange Zeit die Lösung zum 404-Site Not Found Problem beim Zitieren wissenschaftlicher Quellen. Heute (25. Mai 2021) ist das Service jedoch eingestellt, kann aber durch die Wayback Machine des Internet Archivs ersetzt werden.

Internetquellen zitieren: Ja, aber wie?

Immer wieder werde ich von Studierenden gefragt, wie man Quellen aus dem Internet am Besten zitiert. Besonders bei Arbeiten, die sich empirisch mit dem Internet beschäftigen (z.B. eine Analyse der Interaktionen auf Communityportalen), ist die Flüchtigkeit des Webmediums fatal. Gemeint ist hier das "Error 404-Site Not Found" Problem (siehe dazu auch meinen Beitrag: Das Internet archivieren).

Dabei ist der Fehler 404 ja noch gar nicht mal das Schlimmste, was bei einem Quellennachweis passieren kann. Der Supergau des wissenschaftlichen Arbeitens ist es wohl, wenn die diskriminierende Stelle eines wörtlichen und in der Folge sehr ausführlich diskutieren Zitats genau in diesem einen kritischen Punkt abgeändert wird. Glaubwürdigkeit und Authentizität der Arbeit – und damit ach der AutorInnen! – wird erschüttert: Die Argumentation lässt sich nicht nachvollziehen und ist daher nicht (mehr) intersubjektiv überprüfbar.

Mit dem kostenlosen Internetdienst Webcite® wird eine gute und komfortable Lösung für dieses Problem angeboten. Sie können damit bei Bedarf bestimmte Webseiten archivieren und in ihren Publikationen dann auf diese "eingefrorene" Version verweisen.

Ehrlich gesagt, es ist mir ja fast ein bisschen peinlich, dass ich darüber in meinem Weblog berichte, als wäre dieser Dienst völlig neu und soeben eingerichtet worden. Das Problem ist so offensichtlich und ich werde auch sehr häufig darauf angesprochen. Bisher aber - ich gestehe es - war mir dieser wichtige Dienst nicht bekannt.

Was nun folgt ist eine vereinfachte Einführung in die Nutzung des Dienstes:

WebCite® – Wie werden Webseiten archiviert?

  1. Archivieren einer einzelnen Website:
    1. Rufen Sie die Seite zum Archivieren auf: http://www.webcitation.org/archive
    2. Füllen Sie das Formular aus. Über die E-Mailadresse bekommen Sie nach der Archivierung die Bestätigung samt der Archivierungs-URL
    3. Das war es: Bereits jetzt bekommen Sie auf der Seite, die den Empfang Ihrer Eingabe bestätigt, die zukünftige URL. Meist geht die Archivierung sehr schnell vor sich, so dass sie gleich in Ihre Mail schauen können.
  2. Archivieren aller URL eines Artikels:
    1. Rufen Sie in diesem Fall die Seite http://www.webcitation.org/comb auf, die Ihre HTML-Seite durch"kämmt".
    2. Achtung: Lassen Sie die Checkbox "Consider all Links" frei! Sie glauben gar nicht, wie viele Links (Navigationslinks, Links zu Grafiken usw. usf) eine professionell gemachte Seite hat, die aber jedoch für Ihre Zitierzwecke uninteressant sind.
    3. Sobald alle Links Ihrer Webseite abgearbeitet sind, wird Ihnen die Liste der Archivierungs-URLs per Mail zugesandt.

Sie können Punkt 1 noch wesentlich vereinfachen, indem Sie sich ein Bookmarklet installieren. Sie können dann direkt von der Seite, die Sie archivieren wollen, das Bookmarklet aufrufen. Das war es schon! (Bei der Installation des Bookmarklets müssen Sie einmal Ihre E-Mail Adresse angeben, sonst weiß WebCite® nicht, wohin die Informationen über die Archivierungs-URL geschickt werden sollen.

WebCite® – Wie werden archivierte Webseiten zitiert?

Für jede archivierte Seite werden Ihnen immer zwei URLs zugestellt.

  1. Die eine – kürzere – URL hat die Form http://www.webcitation.org/5Wi1dcik3. Sie soll immer in Verbindung mit der ursprünglichen URL angegeben werden. Z.B.:

    Owens, Trevor. 2008. Annotate Video With Vertov in Your Zotero. Zotero: The Next-Generation Research Tool. http://www.zotero.org/blog/annotate-video-with-vertov-in-your-zotero/ (Zugegriffen März 30, 2008. Archiviert mit WebCite® als http://www.webcitation.org/5Wi1dcik3).

  2. Die zweite URL setzt sich aus allen Informationen der seinerzeitigen Archivierung zusammen. Sie ist dadurch aber auch sehr lang und kompliziert einzugeben. Außerdem kann sich alleine durch ihre Länge das Design der Webseite zerstören. Sie wird vor allem dann verwendet, wenn die ursprüngliche Webseite nicht mehr erreichbar ist. Z.B:

    Owens, Trevor. 2008. Annotate Video With Vertov in Your Zotero. Zotero: The Next-Generation Research Tool. Archiviert als: http://www.webcitation.org/query?url=http%3A%2F%2Fwww.zotero.org%2Fblog%2Fannotate-video-with-vertov-in-your-zotero%2F&date=2008-03-30

  3. Wenn Sie die BesucherInnen Ihrer Seite auf diese Archivierungs- und Zitiermöglichkeit hinweisen wollen, dann können Sie z.B. die nachfolgende aktive Schaltfläche in Ihre Website einbauen. Sie müssen dann natürlich den HTML-Code, der "hinter" diesen Schaltfläche steht, auf die von Ihnen gewünschten bibliografische Angaben ändern. Probieren Sie es auch und klicken Sie Cite this page!

WebCite® – Wie werden archivierte Seiten abgerufen?

  1. Aktiver Link der archivierten Seite: Am einfachsten ist es natürlich, wenn eine kompletten aktiven Link einer archivierten Seite vor sich haben. Es genügt dann ein Klick auf den Link und schon zeigt Ihnen webcitation.org die gewünschte archivierte Seite.
  2. Vollständige archivierte URL: Auch dieser Fall ist einfach: Sie müssen http://www.webcitation.org/query aufrufen und die gewünschte URL der Archivseite nun händisch eingeben. Auch kein Malheur, insbesondere wenn Sie nur die kurze Version eingeben müssen.
  3. URL der Originalseite: Dieser Fall ist schon ein wenig komplizierter. Es kann nämlich sein, dass die Seite mehrmals zu verschiedenen Zeitpunkten archiviert wurde. In diesem Fall sollten Sie sich auf ein Datum konzentrieren, das entweder
    1. knapp vor dem Erscheinen des Journals liegt. Iin diesem Fall hat der Publisher die Artikel durch"kämmen" lassen. Oder
    2. Sie suchen ein Datum, das einige Monate vor dem Erscheinungstermin der Zeitschrift liegt. In diesem Fall hat die Autorin während der Recherche oder vor dem Abgabetermin die Webseite archivieren lassen.

Probieren Sie es einmal mit der URL http://www.jmir.org/, die bereits mehrmals archiviert worden ist. Sie sehen oben recht ein Menü mit den Angaben derjenigen Tage, an denen diese Seite bereits jeweils archiviert worden ist.

Wenn Sie nur ungefähre Angaben zur URL haben, dann haben Sie keine Chance. Es gibt zur Zeit keinen Modus zum Browsen in der Datenbank.


Nachtrag: Warum WebCite® und nicht Internet Archive?

Tatsächlich wurde die Idee von WebCite® schon 1997 von Dr. Gunther Eysenbach (Herausgeber und Verleger der Open Access Zeitschrift Journal of Medical Internet Research), der auch heute noch federführend hinter WebCite® steht – angedacht. Bereits 1998 wurde der erste Prototyp dazu implementiert. Mit dem Marktauftritt von Google und dem Internet Archive schien jedoch dieser Dienst obsolet, weil redundant. 2003 wurde die ursprünglich Idee jedoch wieder belegt, weil sich heraus gestellt hat, dass viele Webreferenzen nicht mehr zur Verfügung standen. Den Archivierungsservices von Google und Internet Archive fehlt eine geeignete Schnittstelle für AutorInnen und Verlage. Vor allem aber fehlt eine Möglichkeit die Archivierung sobald es notwendig ist, selbstständig zu veranlassen.

Dementsprechend ist auch eine Zitierung einer Ressource mit dem Internet Archive nicht ideal.

  1. Erstens, weil nicht alle Webseiten archiviert werden. Sie können dies aber selbst veranlassen lassen (siehe FAQ Nr.1 von Internet Archive) indem Sie Ihre URL in die Alexa Suchmaschine eintragen.
  2. Zweitens aber, weil durch die nur periodisch durchgeführten Archivierungen keine einzigartigen, eindeutigen und reproduzierbare Ergebnisse erzielbar sind.

Dementsprechend ist eine Zitierung mit Hilfe des Internet Archives – wie das folgende Zitat deutlich zeigt – nicht nur umständlich, sondern auch unsicher

We asked MLA to help us with how to cite an archived URL in correct format. They did say that there is no established format for resources like the Wayback Machine, but it's best to err on the side of more information. You should cite the webpage as you would normally, and then give the Wayback Machine information. They provided the following example: McDonald, R. C. "Basic Canary Care." _Robirda Online_. 12 Sept. 2004. 18 Dec. 2006 . _Internet Archive_. < http://web.archive.org/web/20041009202820/http://www.robirda.com/cancare.html>. They added that if the date that the information was updated is missing, one can use the closest date in the Wayback Machine. Then comes the date when the page is retrieved and the original URL. Neither URL should be underlined in the bibliography itself. Thanks MLA!

(zitiert nach: http://www.archive.org/about/faqs.php#265)

In WebCite® hingegen können AutorInnen die URL einer Webseite bei Bedarf (also z.B. genau zum Zeitpunkt der Recherche!) archivieren lassen und erhalten für die Zitierung eine URL, die sie in die Bibliografie einfügen können. Zeitschriftenverlage können – nachdem sie Mitglied des WebCite-Konsortiums geworden sind – gegen eine kleine jährliche "freiwillige" Spende (etwa in der Höhe von 1 US $ pro zu durchsuchenden Artikel) die gesamte Heftnummer vor der Publikation durchsuchen lassen und im finalen Editierprozess die erhaltenen Archiv-URLs einfügen.

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