Kategorien versus Schlagwörter

In diesem Beitrag fasse ich Überlegungen zur Strukturierung von Informationen unter Verwendung von Kategorien und/oder Schlagwörtern ("Tags") zusammen.

Beim Aufbau dieser neuen Webseite habe ich mich (notgedrungen) auch mit der Bedeutung bzw. den Zusammenhang von Kategorien und Schlagwörtern (Tags) beschäftigen müssen.  Fragen, die mich dabei plagten:

  • Wann sollen Kategorien verwendet werden und wann sind Schlagwörtern sinnvoller?
  • Welcher Zusammenhang besteht zwischen Kategorien/Schlagwörtern und der (freien) Textsuche im Weblog?
  • Wie sollen die Kategorien und Schlagwörter inhaltlich ausgewählt werden?
  • Welche Anzahl von Kategorien bzw. Schlagwörter ist sinnvoll?

Unabhängig vom aktuellen Anwendungsfall (= Strukturierung meines eigenen Weblogs) hat mich das Thema (als Bildungstechnologe) auch fachlich interessiert. Ich habe daher dazu eine Internet-Recherche durchgeführt. Das Ergebnis war insofern enttäuschend, als die Meinungen und Positionen dazu keineswegs klar und schon gar nicht einheitlich waren.

Trotzdem habe ich mir jedoch aus den vielen Forums- und Diskussionsbeiträgen im Internet,  eine Meinung gebildet:  Kategorien ordnen den Inhalt meines Weblogs semantisch, d.h. nach seiner Bedeutung und wenden sich vor allem an die BesucherInnen meiner Webseite, also Personen, die sich bereits für Didaktik und E-Learning interessieren. Kategorien sind also eine Strukturierung nach "innen", für mich und meine regelmäßigen BesucherInnen. Schlagwörter hingegen beschreiben meine Inhalte für die Internetcommunity und erleichtern das Auffinden über Suchmaschinen. Sie stellen damit  also eine gewisse Strukturierung meiner Webloginhalte nach "außen" dar.

Diese (relativ) einfache Formel gilt allerdings nur deswegen, weil

  • es ein individuelles persönliches Weblog ist, das ich mir selbst organisiere,
  • es  kein Community-Weblog ist, und daher auch kein user generated content arrangiert und diskutiert wird
  • es vor allem um Texte (und nicht um Medien wie Fotos, Filme etc.) geht
  • und die Größenordnung (der Beiträge) überschaubar ist.

Wenn für die obigen 4 Punkte das Gegenteil zutreffen würde, dann bekämen Schlagwörter eine weit höhere Bedeutung als dies hier in meinem Weblog der Fall ist.

Die nachfolgende Aufstellung fasst meine Überlegungen zur Bedeutung von Kategorien und Schlagwörter tabellarisch zusammen:

Kategorien (Semantik / Bedeutung)
Schlagwörter (Auffinden / Vorkommen)
  • grobes Gruppieren, daher ist nur eine begrenzte, dh. überschaubare Anzahl von Kategorien sinnvoll
  • sind detailreicher und spezifischer als Kategorien, kommen vielleicht als Begriffe im Text selbst gar nicht vor
  • geben bzw. formen die Struktur, sind daher genau zu überlegen und vorgegeben
  • sind nicht vorgegeben und für jeden Eintrag neu zu überlegen
  • helfen NutzerInnen den Inhalt systematisch durchzusehen
  • Schlagwortwolken zeigen grafisch an, um welche Begriffe sich der Inhalt konzentriert, sind aber schlecht zum systematischen Durchschauen ("Browsen")
  • sind so zu wählen, dass sie den Inhalt ausbalancieren; d.h. es sollen nicht zu vielen, aber auch nicht zu wenige Beiträge pro Kategorie vorkommen
  • haben keine Balance, weil das Vorkommen zwischen 1 bis 100+ schwanken kann; die Darstellung wird erst durch begrenzende Parameter für die Schlagwortwolke relativiert
  • ähneln einer Strukturierung in Ordner (nur ähnlich, weil ein Beitrag mehreren Kategorien zugeordnet werden kann),;stellen eine hierarchische Ordnung dar (WordPress unterstützt allerdings nur eine Unterhierarchie)
  • haben keine Hierarchie, sie sind "flach" strukturiert, d.h. alle Schlagwörter sind auf einer Ebene und gleichrangig
  • ähneln dem Inhaltsverzeichnisses eines Buches (nur ähnlich, weil keine sequentielle, sondern meistens alphabetische Reihung mit optionalem Hinweis zur Häufigkeit in Klammer; es ist auch eine Darstellung als Wolke möglich)
  • ähnelt dem Stichwortverzeichnis eines Buches, d.h. kein sequentieller Zugang sondern "random access"
  • stellen eine Art "lokale Struktur" dar, die für mich und meine Inhalte charakteristisch und nützlich ist
  • stellt eine Art "globale Struktur" dar, die für NuterInnen im Allgemeinen wichtig und bedeutsam ist
  • helfen mir meine Beiträge in meinem Weblog für meine regelmäßigen BesucherInnen zu strukturieren
  • helfen mir meine Beiträge für die allgemeine Internet-Community (über Suchmaschinen, z.B. Technorati) zu organisieren
  • sind wichtig zur Orientierung meiner StammbesucherInnen (= regelmäßige LeserInnen oder AbonnentInnen), die sich bereits für die spezielle inhaltliche Problematik meines Weblogs interessieren.
  • sind wichtig für zufällige Besucher über Suchmaschinen, die nicht generell an das generelle Thema meines Weblogs interessiert sind, aber vielleicht doch einen für sie interessanten Beitrag über ein Schlagwort finden
  • sind zu breit angelegt, um bei Mediendateien (Bilder, Filme etc.) alleine den Inhalt ausreichend zu charakterisieren bzw. zu strukturieren zu können
  • sind besonders wertvoll bei Dateien ohne Texte, wie z.B bei Bilder, Fotos, Filme etc.
  • Nebengedanken, die oft wichtig und interessant sind, gehen bei bloßer Verwendung von Kategorien verloren
  • Ein seltener Inhalt bzw. Inhaltsteil, einer der (im betreffenden Weblog) aus der Reihe tanzt, kann durch eine spezielles Schlagwort hervorgehoben werden

Von Peter Baumgartner

Seit mehr als 30 Jahren treiben mich die Themen eLearning/Blended Learning und (Hochschul)-Didaktik um. Als Universitätsprofessor hat sich dieses Interesse in 13 Bücher, knapp über 200 Artikel und 20 betreuten Dissertationen niedergeschlagen. Jetzt in der Pension beschäftige ich mich zunehmend auch mit Open Science und Data Science Education.

2 Antworten auf „Kategorien versus Schlagwörter“

Das ist eine wunderbare Aufstellung und Funktionenzuordnung von Kategorien und Schlagworten. Für Kategorien sind aus meiner Sicht die Analogien zu Inhaltsverzeichnissen bzw. Ordnerstrukturen, wie wir sie digital ja kennen, sehr einleuchtend.

Ich habe für meinen Blog http://spacesofknowledge.com/blog/ den Weg gewählt, die Hauptmenüpunkte der statischen Seiten in den Kategorien widerzuspiegeln. Für mich ist das eine logische Schlussfolgerung: Die statischen Seiten haben übergeordnete Themen, diese spiegeln sich vermutlich in den übergeordneten Themen des Blogs. Evtl. wäre diese Variante noch eine Ergänzung der o.g. Aufstellung.

Danke für den Hinweis.

Ich habe mir Ihr Blog inzwischen angeschaut und bin mir nicht sicher, ob mit der Widerspiegelung der statischen Seiten als Kategorien die Idee der leichteren Auffindbarkeit bzw. der multiplen Zugänge zum dargebotenen Material erfüllt ist. Es entsteht eine doppelte Struktur, d.h. es wird zweimal derselbe Zugang angeboten: statische Seiten über Menü und statische Seiten über Kategorien.

Ich glaube, dass Kategorien zur Strukturierung von Blogbeiträgen, also einer Fülle bzw. häufig sogar unüberschaubaren Anzahl von dynamischen Seiten dienen sollte.

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