Joseph Weizenbaum gestorben

Etwas verspätet habe ich erst heute durch Zufall erfahren, dass Joseph Weizenbaum am 5. März an einem Herzinfarkt im Alter von 85 Jahren gestorben ist. Da ich Joseph Weizenbaum persönlich gekannt habe, hat mich diese Nachricht sehr berührt und geschockt. Er hat mir damals als junger noch nicht habilitierter Wissenschafter für mein Buch "Speaking Minds" (Princeton University Press, gemeinsam mit Sabine Payr) ein wichtiges Interview gegeben und ich habe Joseph zu mir auf meine damaligen Unistationen (Klagenfurt, Innsbruck) mehrmals als Vortragenden eingeladen.

Etwas verspätet habe ich erst heute durch Zufall erfahren, dass Joseph Weizenbaum am 5. März an einem Herzinfarkt im Alter von 85 Jahren gestorben ist. Da ich Joseph Weizenbaum persönlich gekannt habe, hat mich diese Nachricht sehr berührt und geschockt. Er hat mir damals als junger noch nicht habilitierter Wissenschafter für mein Buch "Speaking Minds" (Princeton University Press, gemeinsam mit Sabine Payr) ein wichtiges Interview gegeben und ich habe Joseph zu mir auf meine damaligen Unistationen (Klagenfurt, Innsbruck) mehrmals als Vortragenden eingeladen.

Erfahren habe ich von Joseph Tods, als ich im Rahmen meiner
Recherchearbeiten zu wissenschaftlich.arbeiten.buch
in LibraryThing.com einen
(Social) Link zum Benutzer PatrickD
verfolgte, der ähnliche Bücher wie ich gesammelt und getaggt hat, unter
anderem auch das recht schwer erhältliche und wenig gelesene Buch CyberScience
Research in the Age of the Internet (von Michael Nentwich). Als ich das für
mich interessant klingende Weblog Bibliothek 2.0 aufsuchte,
empfing mich die Seite unter einem Verweis auf heise online
mit der traurigen Nachricht.

Für meine wissenschaftliche Karriere war damals ganz besonders das
Buch
Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft
von großer
Bedeutung. Darin kritisierte Joseph die überzogenen Erwartungen der
Künstlichen Intelligenz. Diese Kritik war in gewisser Weise der
Ausgangspunkt für meine Habilitationsschrift Der Hintergrund des
Wissens
und des gemeinsam mit Sabine Payr herausgegebenen
Interviewbandes
Speaking Minds
.

Später lernte ich Joseph als scharfen politischen Kritiker des
Internets bzw. des Bildungssystems schätzen. Leider war in seinen
letzten Jahren bereits sein lebendiger Esprit verloren gegangen, seine
Referate verloren an Witz und Spontaneität und manche seiner Argumente
klangen auch ein wenig plauschal und waren nicht genügend mit konkreten
Datenmaterial unterlegt. Trotzdem aber – oder gerade deswegen? – war
Joseph für unsere Generation von WissenschaftlerInnen eine wichtige
Bezugsfigur: Wir stimm(t)en mit der generellen Richtung seiner Kritiken
überein und fanden es ganz gut, wenn solch herausragende
Persönlichkeiten wie er sich nicht von den Auf- und Ab der
tagespolitischen Überlegungen den Blick auf das "Big Picture"
verschleiern ließen.

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