Vom 4.-6. März 2009 habe ich am Institut für Wissensmedien (IMW) an einem Workshop zur Methodologie und Praxis von didaktischen Designmustern teil genommen. Obwohl meine persönliche inhaltliche Einschätzung zu dieser Veranstaltung äußerst ambivalent ausgefallen ist, haben mich diese drei Tage – aus anderen Gründen - sehr inspiriert.
Der Workshop war für mich sowohl enttäuschend aber auch zur gleichen Zeit inspirierend. Wie lässt sich dieser Widerspruch auflösen?
Gründe für die Enttäuschung
Einerseits hatte ich gehofft mehr methodologische Details zum Pattern Konzept von Christopher Alexander zu erfahren. Das war aber leider nicht der Fall. Obwohl ich aus meiner Sicht durchaus als Pattern-Newbie bezeichnen möchte, habe ich dazu nicht viel Neues gelernt. Viele Präsentationen haben dieses Konzept – wenn überhaupt - nur gestreift. Es gab kein gemeinsames (implizites) Einverständnis zu den theoretischen Grundlagen. Bei einigen Vortragenden stellte sich sogar heraus, dass sie diesen theoretischen Hintergrund gar nicht kannten und auch gar kein Interesse hatten, kennen zu lernen. Zumindest ein Beitrag war sogar von einem instruktionalistischem Paradigma – das aus meiner Sicht der Pattern-Idee diametral widerspricht - getragen.
Andererseits hegte ich aber auch die Erwartung, dass ich einige Hinweise für das
Generieren von Designpattern in der Pädagogik bzw. zu E-Learning
bekommen würde und vielleicht sogar – welch unverschämter Wunsch?! – auch einige "gute" (wohlgeformte?) didaktische Entwurfsmuster zu Gesicht bekomme würde. Obwohl es durchaus einige Ansätze in diese Richtung gab, wurden sie meistens von Nicht-Pädagog/innen (z.B. Informatiker/-innen) vorgetragen. Das wäre ja an sich nichts Böses oder Schlimmes gewesen, wenn eine tiefergehende Diskussion dazu möglich gewesen wäre. Infolge
- fehlender Konvergenz der Meinungen zum Generalthema (didaktische Entwurfsmuster)
- fehlender pädagogischer Hintergrundausbildung (die gängigen didaktischen Modelle und pdädagosichen Theorien konnten nicht vorausgesetzt werden)
fehlte die Zeit und Möglichkeit sich in dieses Thema zu vertiefen.
Gründe für die Inspiration
Da es den Veranstalter/-innen gelungen ist, durch eine geschickte Auswahl der Keynote wichtige Personen der Pattern-Community zu gewinnen, war – trotz meiner obiger Kritik – durchaus ein Flair der Problemstellungen und Atmosphäre auf einer Pattern Konferenz fühlbar. So gab es einerseits reichlich Gelegenheit zur Diskussion und informellen Gesprächen. So war es für mich ein Aha-Erlebnis zu erfahren, dass der – aus meiner Sicht durchaus beachtliche Grad an Interaktivität auf diesem Workshop – auf den EuroPloP Konferenzen bei weitem überboten wird.
Interessant war es für mich auch zu sehen, dass der Ansatz der didaktischen Entwurfsmuster noch nicht sehr weit über die Gemeinschaft der objektorientierten Programmierung und der (User Interface) Design Community heraus gekommen ist und daher auch noch nicht viele pädagogisch-didaktische Fachkräfte (z.B. Lehrer/-innen) angesprochen hat. Hier bleibt nicht nur noch viel zu tun sondern hier könnte gerade das Thema E-Learning eine wichtige Brückenfunktion zwischen Informatik und Pädagogik erfüllen.
Und das wiederum hat mich in meiner Motiviation bestärkt mich weiterhin mit dem Pattern-Ansatz zu beschäftigen. Nach wie vor sehe ich darin eine Möglichkeit um gegenüber der dominierenden psychologisch-instruktionalistischen Schule einen alternativen methodologischen Ansatz zu entwickeln. Einen Ansatz der von einem weiter gefassten Empirie-Begriff ausgeht und sich nicht durch die methodisch zwar rigorosen aber in der Alltagspraxis untauglichen und nicht relevanten Ergebnisse der Vergleichsstudien dominieren lässt und sich sowohl wissenschaftstheoretisch auch bildungswissenschaftlich wohl begründen lässt.
Eine kommentierte inhaltliche Zusammenfassung findet sich unter Didaktische Entwurfsmuster in meinem Weblog.