In diesem Beitrag berichte ich über meine Erfahrungen bei der Vertonung von Prezis. Einige Vereinfachungen im Arbeitsablauf und die Nutzung von Tastaturkürzel summierten sich zu einer großen Zeitersparnis. Der Beitrag berichtet nicht über Wunderdinge, sondern bloß von einer Folge von optimierten Arbeitsschritten. Meine Erfahrungen mögen für Vertonungs-ProfessionalistInnen trivial erscheinen, aber Ungeübten Leuten, wie mir, können Sie eine Menge Zeit ersparen.
Ich werde in den nächsten Tagen einige (weitere) Prezis vertonen. Da zahlt es sich aus, den Arbeitsfluss zeitlich zu optimieren. Die bisher vertonten Prezis finden Sie auf meiner Prezi-Homepage: https://prezi.com/user.baumgartner/. Es gibt den gesprochenen Text auch als Audioscript. Und zwar hier auf dieser Webseite unter dem Menü "Goodies -> Audioscripts".
Hier möchte ich über einige Erfahrungen berichten, die den Arbeitsprozess der Vertonung vereinfachen bzw. beschleunigen. Erwarten Sie aber nicht zuviel von diesem Beitrag: Das sind keine großartigen oder neuen Ideen, sondern einfache Dinge, die aber – wenn sie nicht genutzt werden – den Arbeitsfortschritt unnötig bremsen.
Daten zu meiner zeitlichen "Verbesserung"
Mein erster Vortrag wear bloß ein Pecha Kucha (5 min), aber ich habe 12 Stunden für die Vertonung gebraucht! Ich musste immer wieder Sprechfehler ausbessern, in die Audiospur hinein hören, kleine Textpassagen neu sprechen und austauschen. Am Ende konnte ich meinen eigenen Text auswendig singen…
Der zweiter Vortrag zu Bildungstechnologie von 45 Minuten war aber dann in derselben Zeit fertig. Diese 12 Stunden beinhalten auch das Schreiben des Scripts. Für den gestrigen Blended Learning Vortrag (39 min) habe ich dann nurmehr 6 Stunden gebraucht. Diese Zeitersparnis ging zu 100% auf das schnellere Bearbeiten des Audio-Teils zurück. Die für das Schreiben der Scripts verwendete Zeit war im Wesentlichen (proportional gesehen) gleich geblieben.
Wichtig war, dass ich einige kleine Vereinfachungen mit "shortcuts" (Tastaturkürzel) vorgenommen habe, die sich summierten. Die entscheidende Zeitersparnis ergab sich aber aus einem geänderten Arbeitsablauf.
Arbeitsschritt: Überblick
Ich gehe im Folgenden davon aus, dass es bereits eine Prezi gibt, die vertont werden soll. Bei mir haben sich folgende Arbeitsschritte bewährt:
- Script schreiben (komplett, für alle Ansichten/Folien)
- Tonspur per Ansicht/Folie aufnehmen
- Tonspur als mp3 exportieren
- Tonspur in die jeweilige Preziansicht/Folie hinauf laden
Script schreiben
Im Prinzip kann dafür jeder Editor verwendet werden. Ich persönlich verwende für meine laufende Notizen Evernote. Ich empfehle den gesamten Vortrag als Script in einem Zug nieder zu schreiben. Das hat drei wesentliche Vorteile:
- Wenn Sie den gesamten Vortrag in einem Zug nieder schreiben, dann bleiben Sie im Schreibfluss.
- Es fallen Ihnen fehlende Folien/Ansichten auf, die Sie gleich in einem Zuge in Prezi ergänzen können.
- Beim Vertonen brauchen Sie nurmehr Ihren eigenen Text lesen und können Sie sich auf die Bedienung der Tonaufnahme konzentrieren. Damit werden (das gilt zumindest für mich) Sprechfehler minimiert.
Tonspur aufnehmen und als .mp3 exportieren
Ich verwende hierzu Audacity, ein sehr mächtiges Open Source Werkzeug, das eigentlich als frei verfügbares Audiowerkzeug für alle drei Plattformen (Windows, MacOS und Linux) eigentlich konkurrenlos ist. Da es sehr viele Funktionen hat, ist es am Anfang nicht ganz einfach, sich zurecht zu finden. Ich bis heute noch sehr ungeübt und habe mir eigentlich nur drei Funktionen näher angeschaut: Aufnehmen/Stoppen, Selektieren und Exportieren.
Dabei habe ich mit der Übung einige zeitsparende Tricks entwickelt:
- Ich lege die Fenster von Evernote und Audacity so über einander, dass ich sowohl den Text lesen kann und gleichzeitig auch den Fortschritt in Audacity sehe. Damit ich Audacity während der Aufname mit Tastaturkürzel steuern kann (siehe weiter unten), muss das aktive (oben liegende Fenster) Audacity sein.
- Ich lerne für alle notwendigen Arbeitsschritte die "shortcuts" (Tastaturkürzel) auswendig: Dabei ergibt sich dann folgende Reihenfolge im Arbeitsprozess:
- R für Aufnahme,
- Leertaste für Aufnahme stoppen
- SHIFT CMD E: Aufnahme exportieren
- Als mp3 mit der Foliennummer in einem separaten Folder abspeichern. Also z.B. Folder "BlendedLearning" und die Dateien heißen: 01-bl.mp3, 02-bl.mp3, 03-bl.mp3 etc.
- Tag-Metadaten einmal bearbeiten und dann immer einfach mit OK bestätigen.
- CMD A: für gesamte Tonaufnahme auswählen
- Backspace für Löschen: Nun ist die Aufnahme wieder im Startmodus und ich beginne mit Punkt 1.
- Der obige Workflow ist wirklich schnell, doch manchmal gibt es einen Versprecher. Ich stoppe dann (Leertaste), selektiere (nun mit der Maus) den letzten Abschnitt bis dorthin, wo ich eine Pause gemacht habe und lösche den fehlerhaften Teil. Damit ist der Aufnahmecursor gleich an der richtigen Stelle. Ich weiß dann meistens, mit welchem Text ich die Fortsetzung der Aufnahme beginnen muss.
- Früher hatte ich einfach ein wenig gewartet und dann den fehlerhaften Text nochmals gesprochen. Das hat aber den Nachteil, dass dann der entsprechende Audioteil gesucht werden muss und dann meistens auch in die Audioaufnahme hineingehört werden muss. Das kostet viel Zeit.
- Manchmal merkt man Fehler erst, wenn bereits alles fertig aufgenommen und abgespeichert ist. In diesem Fall lade ich die fehlerhafte Tonspur neu in Audacity und eröffne eine zweite Tonspur (Menu "Spuren -> Neu hinzufügen -> Monospur"). Ich suche die fehlerhafte Passage, markiere diese Stelle in der zweiten Tonspur und klicke dann in das Feld "alleine". Damit ist die andere Tonspur stumm gestellt und ich kann die fehlerhafte Textpassage neu sprechen. Danach ersetze ich mit copy & paste die alte Passage mit der neuen Passage.
- Ich nehme mir immer eine größere Passage als Ersatz, d.h. wo vorne und hinten eine entsprechende Pause ist. Winzigkleine Fehler wie Wörter oder Silben auszubessern, benötigt die Technik des scrubben und kosten vor allem viel Zeit. Da ist es viel einfacher den gesamten Satz neu zu sprechen.
Tonaufnahmen in Prezi hochladen
Der gesamte Text liegt nun in kleine Audiodateilen vor. Der Textinhalt entspricht der jeweiligen Prezi-Folie/Ansicht.
Entsprechend der Nummer der Audiodateien können nun die Tonspuren einzeln auf die jeweiligen Prezi-Folien/Ansichten hinauf geladen werden. Die einzelnen Schritte dabei zeigen die folgenden drei Bildschirmfotos:
Prezi abspielen und testen
Prezi kann nun aufgerufen und das automatische Abspielen der Präsentation getestet werden.
Die zeitliche Länge der einzelnen Ansichten wird von Prezi auf Grundlage der Tonspurlänge bestimmt: Nachdem die Tonspur zu Ende ist, wird automatisch die nächste Folie/Ansicht präsentiert und die dazugehörige Audiodatei gestartet. NutzerInnen können die Prezi links unten starten, sich zurücklehnen und Prezi den Vortrag abspielen lassen. Es ist jedoch auch jederzeitiges Eingreifen (stoppen, zu einer anderen Ansicht springen etc.) möglich. Von jeder Stelle aus kann wieder der automatisch Ablauf gestartet.
Wird der Play-Pfeil links unten nicht gedrückt, dann spielt Prezi nur den Ton der jeweils aktuellen Folie einmal ab und bleibt dann stehen.
Zusammenfassung
Mit diesem Beitrag habe ich einige Arbeitsprozesse zusammengestellt, die ich beim Vertonen von Prezis praktisch gefunden habe. Ich weiß: Das ist nichts besonderes für Routiniers; aber ich habe/hatte noch recht wenig Erfahrung mit dem Vertonen.
Vielleicht gibt es auch noch andere/bessere Tricks? Ich würde mich freuen, wenn Sie Ihre Erfahrungen durch einen Kommentar auf diesem Beitrag mit uns teilen.