2.Runde der bt talks

Mit einem Vortrag von Sabine Graf über "Adaptivität in Lernplattfomen" ist die Veranstaltungsreihe meines Departments für "Interaktive Medien und Bildungstechnologien" in die zweite Runde gegangen. Als generelles Thema der 4 Veranstaltungen im WS 2007/08 dient das Spannungsfeld zwischen Adaptivität bis Adaptierbarkeit.

Mit einem Vortrag von Sabine Graf über "Adaptivität in Lernplattfomen" ist die Veranstaltungsreihe meines Departments für "Interaktive Medien und Bildungstechnologien" in die zweite Runde gegangen. Als generelles Thema der 4 Veranstaltungen im WS 2007/08 dient das Spannungsfeld zwischen Adaptivität bis Adaptierbarkeit.

Sabine Graf ist Dissertantin am Wissenschafterinnenkolleg Internettechnologien (WIT), das von Prof.in Gerti Kappl geleitet wird. Das Projekt WIT (steht in der englischen Sprache für "Intelligenz", "Witz",
"Verstand" und "Geist") hat derzeit 8 Dissertantinen und ist ein erfolgreiches Modell zur Frauenförderung an der TU Wien geworden. Es dient mit seinen vielfältigen Maßnahmen nicht nur der Förderung
von Nachwuchswissenschafterinnen, sondern setzt mit seinen laufbahnunterstützenden
Maßnahmen auf allen Stufen der IT Ausbildung a. So bietet
WIT Maßnahmen für Schülerinnen, Maturantinnen und Studentinnen
an, die sehr gut angenommen werden.

Sabine Graf stellt die Ergebnisse ihrer fertigen und vor der Einreichung stehenden Dissertation vor: Nach einer intensiven Literaturstudie, bei der natürlich der einflussreiche Bericht des Learning and Skills Research Center (LSRC) am Beginn der Recherche stand [Coffield, F., D. Moseley, E. Hall, et al. (2004). Learning styles and pedagogy in post-16 learning. A systematic and critical review. (pdf, 1.2 MB) London, Learning and Skill Research Centre (LSRC)., Es gibt zu diesem 200seitigen Bericht auch einen recht informativen Review. Es gibt auch einen Überblick zur aktuellen Forschungsliteratur als Worddatei (doc, 76 kB) ] hat sich Frau Graf den 4 Dimensionen (Lernstilen) von Richard Felder & Silverman (siehe [1], [2] and [3] für einen ersten Überblick) zugewandt: Sie hat die 4 Dimensionen (aktiv/reflexiv - sinnlich/intuitiv - visuell/verbal und sequentiell/global) operationalisiert und bei Studierenden sowohl mit Fragebogen (siehe z.B. das Learning Style Inventory bzw. Index of Learning Styles Questionnaire) als auch über automatisches Tracking und Modellierung mittels Methoden der künstlichen Intelligenz getestet.

Soweit ich es verstanden habe, war vor allem die von David Kolb aus seinem sehr einflussreichen Buch zu Experiential Learning stammende Unterscheidung zwischen aktiv und reflexiv besonders stabil. Mit moodle wurde so dann eine adaptierbare Lernumgebung angeboten, bei der sich zeigte, dass es zwar keine signifikanten Lernunterschiede von Studiereenden unterschiedlicher Lernstile gab, dass aber dort, wo die Lernumgebung dem preferierten Lernstil entsprach, die Verweildauer ("Lerndauer"?) auf der Plattform signifikant geringer war. Ein weiteres wichtiges Ergebnis war, dass Studierende, bei denen das präsentierte Material nicht ihrem Lernstil entsprach einen signifikant höherer Zugriff auf die (immer verfügbare) moodle-Liste von Lernobjekten hatte und sich jene Objekte aussuchten (Beispiele bzw. Übungen), die ihrem Lernstil entsprachen.

Die kritische Diskussion hat eine Reihe von Skeptizisimen gegenüber den Ergebnissen aufgeworfen:

  • Ist eine Studie ausreichend um solche eine recht wichtige Aussage zu rechtfertigen?
  • Kann überhaupt von Lernstilen gesprochen werden oder sich es nicht eher Verhaltens- bzw. Aktivitätsmuster die Studierende anwenden - und auch im Zuge ihres Lernprozesses verändern?
  • Inwieweit ist die Operationalisierung (z.B. viele Beispiele lesen = reflektiver Lernstil, viele Übungen mehrmals durchspielen = aktiver Lernstil) geeignet um die Komplexität eines Lernverhaltens zu erfassen?
  • Leider war die absolute Zeit der unterschiedlichen Verweildauer auf der Plattform bei angepassten bzw. nicht angepassten Lernstilangebots zu erfahren. Das wäre aber wichtig um die Relevanz des Ergebnisses beurteilen zu können.

Ich muss natürlich zugeben, dass ich gegenüber der Lernstildebatte schon immer sehr skeptisch eingestellt war. Das ist aber auch genau der Grund, warum wir uns jetzt am Department dieser Fragestellung intensiv widmen werden. Auch ein Themenheft der double-blind reviewten Zeitschrift für E-Learning, die ich mit herausgebe, wird sich dieser speziellen Forschungsproblematik im Herbst 2008 widmen. Der Call für Paper für das Heft 3/2008 (pdf,372 kB) zum Thema "Adaptivität von hypermedialen Lernsystemen" das von Prof. Christian Swertz herausgegeben wird, ist noch bis Ende November offen.

Weitere Anmerkungen siehe mein Weblog: Nochmals Lernstile.

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