Im Zusammenhang mit der geplanten Neugründung einer privaten medizinischen Universität in Krems und der damit einhergehenden Neupositionierung der Donau-Universität Krems habe ich mir mal einen Überblick zu den österreichischen Privat-Universitäten verschafft. Ich wollte mal einen Eindruck über Studienangebot, Anzahl der Studierenden und Preise bekommen.
In Österreich können seit dem Jahr 1999 Privat-Universitäten gegründet werden. Das diesbezügliche Bundesgesetz über die Akkreditierung von Bildungseinrichtungen als Privatuniversitäten (Universitäts-Akkreditierungsgesetz - UniAkkG), BGBl I Nr. 168/1999, in der Fassung BGBl I Nr. 54/2000 stellt die gesetzliche Basis dar.
Vor allem wollte ich auch mal prüfen, ob der Sektor der Privat-Universitäten für meine Lehrgänge eine Konkurrenz darstellen. Das ist nicht der Fall: Die Privat-Universitäten sind zwar auch in der berufsbegleitenden Weiterbildung tätig, doch nehmen Sie von ihrer Studierendenzahl als auch von ihren Studienangeboten bloß eine Nischenfunktion ein. Es gibt derzeit 11 vom Österreichischen Akkreditierungsrat zugelassene Privat-Universitäten in Österreich. Sie sind relativ klein (bisher etwa 3.600 Studierende, für ds Studienjahr 2007/2008 wird eine Erhöhung auf 4.000 prognostiziert) und auf Spezialgebiete wie Medizin, Design & Kunst, Theologie sowie Business Administration fokussiert. All diese Themen tangieren meine Arbeit kaum.
Generell habe ich den Eindruck, dass Forschung – mit Ausnahme der medizinischen Privat-Unis - kaum vorkommt. Die Qualifikation des internen Staffs lässt meiner Meinung nach – mit ein paar Ausnahmen des "Einkaufs" von einigen (nebenberuflich tätigen?) Univ-Profs die sich wahrscheinlich ein "Zubrot" zu ihrem Hauptjob an öffentlichen Universitäten verdienen, lässt ebenfalls zu wünschen übrig. Es gibt - mit den erwähnten Ausnahmen - keine Habilitieren und selbst promovierter Staff ist relativ selten. (Für Nicht-Österreicher: Manchmal findet sich der Titel "Prof.", damit werden aber SchullehrerInnen in Österreich bezeichnet, es müsste "Univ.-Prof." heißen.)
Wie gesagt: Bei diesem ersten Internet-Rundgang nahmen die medizinischen Universitäten (PMU Salzburg und UMIT Hall) vor allem schon wegen deren relativen Größe eine Sonderstellung ein. Ganz besonders interessant für mich war aber auch die Sigmund Freund Privat-Universität (SFU): Sowohl von der Forschungsausrichtung (human- und sozialwissenschaftlicher Fokus statt der üblichen naturwissenschaftlich bzw. medizin-technischen Ausrichtung) als auch vom kürzlich eingerichteten Doktoratsstudium. Vielleicht kann die SFU als sehr kleine Universität (rund 300 Studierende) hier der DUK – die derzeit über kein Promotionsrecht verfügt - eine Vorbildrolle sein?
Offizielle Kurzpräsentationen finden sich auf der Seite der Rektorenkonferenz der österreichischen Privat-Universitäten. Eine gute Zusammenfassung gibt auch ein Standard-Artikel vom 24. April 2007, der vor allem (endlich!) auch die Anzahl der Studierenden je Privat-Universität auflistet. (Inzwischen gibt es jedoch mit der MODUL University Vienna, die im Herbst mit etwa 100 Studierenden starten wird, siehe auch Standardartikel).
Über ihre Rektorenkonferenz wollen sich die Privat-Universitäten in der post-gradualen Ausbildung im Verhältnis zu den öffentlichen Universitäten besser positionieren. Sie verlangen "Chancengleichheit" in zweierlei Hinsicht (siehe dazu auch einen Standard-Artikel):
- Auch die Postgraduate-Angebote der staatlichen Unis sollten vom Akkreditierungsrat zugelassen werden müssen, was ich persönlich für durchaus sinnvoll halte.
- Die strikte Forderung des Verbots von Bundesfinanzierung soll "aufgeweicht" werden und es soll der Bund in Zukunft bestimmte Projekte im Bereich der Forschung und Lehre der Privat-Universitäten finanzieren (können). Dagegen hat sich der Wissenschaftsminister bereits ausgesprochen. An der gesetzlichen Grundlage der Nichtfinanzierung werde nicht gerüttelt.