Web 2.0: Context is king

Im Rahmen der LearnTec 2009 werde ich einen Vortrag mit dem vollmundigen Titel: halten: Ist Content wirklich king oder sind Anbieter, Anwender und Entscheider auf einem didaktischen Irrweg? Wie bereits bei früheren Auftritten auf LearnTec wurde ich aus diesmal eingeladen für den Online-Newsletter der LearnTec eine "Wortspende" zu übermitteln, die als Artikel überarbeitet publiziert wird.


Eine Wortspende für den Online Newsletter der LearnTec 2009

Im Rahmen der LearnTec 2009 werde ich einen Vortrag mit dem vollmundigen Titel: halten: Ist Content wirklich king oder sind Anbieter, Anwender und Entscheider auf einem didaktischen Irrweg? Wie bereits bei früheren Auftritten auf LearnTec wurde ich aus diesmal eingeladen für den Online-Newsletter der LearnTec eine "Wortspende" zu übermitteln, die als Artikel überarbeitet publiziert wird.

Warum glauben Sie, dass Anbieter, Anwender und Entscheider sich auf einem didaktischen Irrweg befinden, wenn Sie den Slogan "Content is king" als richtig erachten?

"Content is king" ist eine äußerst unglückliche Formulierung:  Wenn es nur um "Content" ginge, dann wären Bibliotheken ausreichend, wir bräuchten keine Bildungsinstitutionen. Das zeigt, dass Lernen mehr ist als bloß die Vermittlung bzw. Einprägen von Inhalten. Es geht um die Erarbeitung dieser Inhalte, dem Verständnis, der kritischen Reflexion und vor allem darum diese Inhalte anwenden zu können. Und das erfordert: Modifikation, Adaption Erweiterung bzw. Ergänzung dieser Inhalte.

Es gibt spannende und herausfordernde didaktische Situationen die gerade einen mangelhaften Inhalt zum Ausgangspunkt des Lernprozesse machen. So z.B. wenn fehlerhafter oder mangelhafter Inhalt in einem kooperativen Arbeitsszenario (z.B. mit Hilfe eines Wikis) überarbeitet und verbessert werden.

Hätte man Ihren Vortrag auch schon vor 3 Jahren halten können?

Ja, aber da wäre meine Position noch unverständlich und wenig einsichtig gewesen. In der Zwischenzeit lässt sich durch die Web 2.0 Werkzeuge zumindest erahnen, worauf hin meine Argumente abzielen.

Was meinen Sie damit?

Wenn wir Werkzeuge des Web 2.0 konsequent für E-Learning nutzen wollen, dann wird es zu einem Paradigmenwechsel kommen, dann wird Context der King. In Zeiten vor Web 2.0 (wir könnten das nachträglich auch als Web 1.0 bezeichnen) haben wir Inhalte durch Hyperlinks miteinander verknüpft. Web 2.0 "verknüpft" aber nun mit Personen mit Personen und zwar auf der Grundlage der sie interessierenden Inhalte.

Damit wird sich auch der Charakter unserer Bildungsinstitutionen verändern. Von Organisationen, die in erster Linie formale Bildungsprozesse steuern und kontrollieren, werden sie sich zu Organisationen entwickeln, die auch informelle Bildungsprozesse zulassen bzw. fördern. Das lässt sich dann aber nicht immer kontrollieren. Es erfordert eine Outputorientierung (welche Kompetenzen sollen umgesetzt werden?), statt einer Inputorientierung (welches Wissen soll angeeignet werden?), einer Kompetenzorientierung, die auf Selbstorganisation baut statt einer Qualifizierungsorientierung, die bloß auf der Erfüllung von Anforderungen beruht.


Ich habe schon mehrmals auf diesen Seiten "Content is king" geschrieben:

Context is king Context is king

Größe: 2.1 kB - File type text/html

Context is king Context is king

Größe: 4.7 MB - File type application/pdf

Context is king versus Learner is king Context is king versus Learner is king

Größe: 2951 - File type text/html

Re:Web 2.0: Context is king

Kommentar von kraemer am 09.12.2008 17:03

Ich stimme der These zu und würde noch konkreter sagen, der Context sind die Beiträge virtueller sozialer Gemeinschaften (Community auf Neudeutsch). Dazu gehören Bewertungen, Kommentare weiter Hinweise u.a.m. Beispiele, die das Potenzial zeigen, sind die aus Community-Information abgeleiteten Empfehlungen bei Amazon oder bei Musikbörsen oder auch Seiten wie http://www.holidaycheck.de/, die Reiseinformationen wie viele andere Reiseportale anbieten, ihre Attraktivität aber durch die Bewertungen der Nutzergemeinschaft beziehen.

Re:Web 2.0: Context is king

Kommentar von Luka am 18.01.2009 19:53

Genau betrachtet, ist dies ja keine neue Erkenntnis. Der Kontext, in dem Wissen entsteht, in dem also aus Informationen über verschiedene Prozesse und unter unterschiedlichen Einflüssen erst Wissen wird, war immer schon kontextabhängig.

Die noch relativ neue, von George Siemens entwickelte Lerntheorie des Konnektivismus deutet ebenfalls auf das starke Gewicht des sozialen, aber auch intellektuellen und inhaltlichen Umfelds hin. Wie im vorherigen Kommentar angedeutet, spielen im Konnektivismus die Netzwerke verschiedenster Art eine bedeutende Rolle in der Informationserschließung wie auch der Erkenntnisgewinnung.

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