Didaktische Entwurfsmuster

Auch wenn ich im Nachrichtenteil meiner Website ein wenig gemosert habe, hat mich der Pattern Workshop in Tübingen durchaus angesprochen. Das geschah zwar mehr auf der informellen und metatheoretischen als auf der inhaltlichen Ebene; aber letztlich ist es ja auch egal, wodurch eine Motivation ausgelöst wird.


Reflexionen zu einem internationalen Pattern Workshop

Auch wenn ich im Nachrichtenteil meiner Website ein wenig gemosert habe, hat mich der Pattern Workshop in Tübingen durchaus angesprochen. Das geschah zwar mehr auf der informellen und metatheoretischen als auf der inhaltlichen Ebene; aber letztlich ist es ja auch egal, wodurch eine Motivation ausgelöst wird.

Die Teilnahme war auch eine gewissen Premiere in meinen Verhaltens"mustern": Sie war eine der ersten Veranstaltungen, die ich mir selbst im Rahmen der Forschungsinitiative gegönnt habe. Einmal nicht bloß zu einem Vortrag zu hirschen, um dann aus Zeitgründen wieder gleich abzureisen…

Ich fuhr von Hannover – wo ich auf dem E-Learning Forum der CeBit genau dieses machte (hinfahren, vortragen, weiterreisen) – nach Tübingen und nahm alle 3 Tage - vom Anfang bis zum Ende und ohne Unterbrechung! – am Workshop teil. Bei den meisten Veranstaltungen führe ich außerhalb der Vortragsräume zwar wichtige Gespräche, versäume aber dadurch die inhaltliche Seite der Konferenz.

Einige Highlights

Yishay Mor

Neben Christian Kohls, der der planende Kopf hinter dieser Veranstaltung war, war es vor allem Yishay Mor, der dem Pattern Workshop seinen Stempel aufdrückte: Er erzählte nicht nur von seinen reichhaltigen Erfahrungen als Moderator für Pattern Mining in verschiedenen Fachgebieten sondern moderierte auch wesentliche Teile der interaktiven Sessions. Seine Vorträge finden sich auf http://www.slideshare.net/yish/. Das waren insbesondere Pattern for Building Pattern Communities und Formative E-Assessment: case stories, design pattern und future scenarios.

Weitere wichtige Ressourcen sind: Der Pattern Language Network Website (Planet) und das dazu gehörige Pattern Language Network Wiki, insbesondere die dort aufgeführten Design Pattern.

Sven Wippermann

hielt einen der ganz wenigen Vorträge, die sich mit didaktischen Entwurfsmustern generell beschäftigten. Ich bin dabei mir seine Dissertation Didaktische Design Pattern zu beschaffen.

Beat Döbeli Honegger und Michele Notari

stellen einen interessanten Notationsansatz für didaktische Szenarien vor. Einige Teilnehmer/-innen kritisierten, dass diese Didactic Process Maps (DPM) nichts mit dem eigentlichen Pattern Ansatz zu tun haben. Das ist aus meiner Sicht ein unberechtigter Einwand.

Exkurs: Notationssystem

Ich sehe nämlich als eine ganz zentrale Aufgabe der didaktischen Entwurfsmuster auch darin, ein Notationssystem zu entwickeln mit dem sich pädagogische Experten über inhaltliche Details ihrer didaktischen Modelle austauschen können. (Vgl. dazu auch die Arbeiten von Donald Schön, insbesondere seine beiden Bücher The Reflective Practitioner: How Professionals Think in Action und Educating the Reflective Practitioner: Toward a New Design for Teaching and Learning.) – Hier übrigens schließt sich für mich der Kreis zum Begriff des impliziten Wissen von Michael Polanyi – einem meiner anderen inhaltlichen Forschungsschwerpunkte.

Ich verwende ausdrücklich den Begriff der Notation, weil ich den Ausdruck Sprache, wie er von Alexander aus seiner Pattern Language stammt, für überzogen und unpassend halte. Darunter wird in der Pattern Community ein System von auf einander bezogener Muster von Sub- und Superpattern verstanden. Der Begriff "Sprache" hat jedoch eine ganz andere Bedeutung und verlangt z.B. eine "darunter liegende" Grammatik. (Vgl. dazu die Arbeiten von Nelson Goodman, insbesondere Sprachen der Kunst: Entwurf einer Symboltheorie und Weisen der Welterzeugung und von Susanne Langer insbesondere Philosophie auf neuem Wege. Das Symbol im Denken, im Ritus und in der Kunst und das leider schwer zugänglich dreibändige Mind. An Essay on Human Feeling, aber auch Hilary Putnams Repräsentation und Realität.)

– Ich bedaure es übrigens sehr, dass über die mich hier sehr interessierenden erkenntnistheoretischen Fragestellungen – die sich unter anderem in den Literaturhinweisen der obigen beiden Absätze wieder finden – in der Pattern Community keine Diskussion stattfindet. Damit wird aus meiner Sicht die wichtige epistemologische Begründung für den Musteransatz auf eine praxeologische Sichtweise (Anwendung von Mustern als eine Art Verhaltenspraxis) eingeschränkt.

Weitere Highlights

Helen Sharp

Helen Sharp berichtete über die Motivation, Ergebnisse und Erfahrungen aus dem berühmten aber leider niemals finanzierten, d.h. auf freiwilliger Basis entstandenen und derzeit leider nicht mehr aktiven Pedagogical Pattern Project.

Christian Kohls

versuchte mit einer ganzen Reihe von Metaphern die Idee der Design Pattern dem Publikum näher zu bringen. Einige der (Pattern-Newbie)Teilnehmer/-innen hatten erfreuliche Aha-Erlebnisse, andere fortgeschrittene Informatiker/-innen führten eine intensive Diskussion inwieweit diese Metapher auch durchgängig halten und zutreffend sind.

Auf jeden Fall ist Christian Kohls eine der ersten Adressen im deutschsprachigen Raum zum Pattern Ansatz. Eine sehr gute – durch ihn inspirierte – Einführung findet sich als Special auf dem Portal e-teaching.org, wo es auch eine Sammlung von Entwurfsmustern gibt. Eine von ihm für mich persönlich zusammengestellte Literaturliste habe ich in WorldCat angelegt.

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