Interaktives Whiteboard: Lehrqualität als organisationale Herausforderung

Christian Kohls präsentiert Whiteboard am IMB
Christian Kohls präsentiert Interaktives Whiteboard am IMB

Gestern hat Christian Kohls von der Firma Smart Technologies an meinem Department und hat unser neues interaktives Whiteboard meinem Team vorgestellt. Als Gäste waren auch das E-Learning Center, die Stabsstelle für Qualitätsmanagement und Lehrentwicklung sowie das "Schwester-"Department Weiterbildungsforschung und Bildungsmanagement eingeladen.

Da ich Christian schon lange aus vielen anderen Zusammenhängen (e-teaching.org, EuroPLoP) kenne, fand die Veranstaltung in einen sehr freundschaftlichen und informellen Klima statt und war aus zweierlei Gründen ein großer Erfolg:

  • Meine MitarbeiterInnen waren von den Möglichkeiten total begeistert und haben sich – trotz vieler anderer anstehenden Aufgaben – sofort nach der Veranstaltung inhaltlich und organisatorisch mit aktuellen Einsatzszenarien beschäftigt
  • Wir haben auch über organisatorische Maßnahmen diskutiert, wie wir das Interactive Whiteboard im Rahmen der bestehenden Lehrprozesse und Lehrgangsmanagement  bei uns im Haus möglichst optimal einsetzen können.

Der letzte Punkt ist nicht trivial: Einerseits können wir auf Grundlage baulicher Gegebenheiten (zu enge Transportwege bzw. zu kleine Aufzüge im Neubau) nicht alle Hörsäle für das Interaktive Whiteboard nutzen; andererseits gibt es sowieso schon extreme Engpässe bei der Verwaltung der Hörsäle.

Neben diesem logistischem Problem kommt noch ein weitere Schwierigkeit hinzu: Selbst wenn wir eine fixe Rauminstallation vornehmen, wie wird dann die Nutzung/Einschulung von anderen Departments/Vortragenden organisiert? Auch eine vorrangige Nutzung unseres Departments – das schließlich das Whiteboard aus eigenen finanziellen Mitteln angeschafft hat – ist dann durch die schwierige Hörsaal-Logistik nicht (mehr) gesichert. Ganz abgesehen davon, dass durch unsachgemäße Nutzung (die Horrorvision ist das versehentliche Schreiben mit wasserunlöslichen Flipchart-Stiften!) oder einem didaktisch unsinnigen Einsatz (Nutzung bloß als Präsentions-Beamer) diese Bildungstechnologie diskreditiert wird.

Es wurden gestern verschiedene organisatorische Einsatz-Varianten diskutiert und eine mögliche Lösung mit einem eigenen speziellen Medienlabor-Raum –  der mit Unterstützung durch das E-Learning Center einreichtet und verwaltet werden könnte – angedacht. Die entsprechenden Details müssen jedoch noch ausgearbeitet und in Anträge für das Rektorat "gegossen" werden.

Diese aktuelle Schwierigkeit zeigt wieder einmal, dass es nicht die positiven Möglichkeiten einer Technologie alleine sind, die eine Qualitätsverbesserung der Lehre mit sich bringen. Neben der didaktischen Aus- und Weiterbildung der im Lernprozess Beteiligten um eine sinnvolle Nutzung zu gewährleisten, gilt es auch kreativ organisatorische Veränderungen zu entwickeln. Nur dann kann mit einer nachhaltigen und weit verbreiteten Nutzung und damit einer über den Einzelfall hinausgehenden Änderung aus Systemebene gerechnet werden.

Fazit: Technologische Innovationen brauchen zu ihrer Umsetzung immer auch soziale Innovation. Ein Thema, den wir uns am Department sogar mit einem eigenen Lehrgang (Master of Arts in Social Innovation) widmen.


Lesen Sie auch das Interview mit Christian Kohls zu Einsatzszenarien mit Interactive Whiteboards

Von Peter Baumgartner

Seit mehr als 30 Jahren treiben mich die Themen eLearning/Blended Learning und (Hochschul)-Didaktik um. Als Universitätsprofessor hat sich dieses Interesse in 13 Bücher, knapp über 200 Artikel und 20 betreuten Dissertationen niedergeschlagen. Jetzt in der Pension beschäftige ich mich zunehmend auch mit Open Science und Data Science Education.

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