Experimente zu H5P Timeline

Mit H5P Timeline kann die historische Entwicklung von Ereignissen chronologisch und multimedial dargestellt werden. Mit verschiedenen Experimenten zeige ich, dass einige Einstellungen überraschende und nicht dokumentierte Wechselwirkungen haben.

h5p timeline

H5P Timeline zeichnet die chronologische Entwicklung von Ereignissen multimedial nach. Es können Texte, Bilder sowie Dokumente bzw. Medien von Twitter, YouTube, Flickr, Vimeo, Google Maps und SoundCloud eingebunden werden.

Warum Experimente zu H5P Timeline?

H5P Timeline ist spärlich dokumentiert

Grundsätzlich konzentriere ich mich bei meiner H5P-Artikelserie auf didaktische Aspekte. Für die grundsätzliche Erstellung der Inhalte verweise ich immer auf die H5P Tutorials. H5P Timeline ist aber auf den H5P-Seiten sehr spärlich beschrieben ist. Ich werde daher diesen Inhaltstyp ausführlicher beschreiben.

H5P Timeline: Formular zum Eintragen von Ereignissen (Screenshot)
Abb. 1: Eine Schwierigkeiten bei H5P Timeline ist es, dass die Wechselwirkungen verschiedener Felder nicht immer klar ist. So verhält sich beispielsweise der Zeitstrahl mit und ohne einer Kategorie sehr unterschiedlich.

Der Grund für die rudimentäre Beschreibung liegt wahrscheinlich darin, dass H5P Timeline keine ursprüngliche H5P-Entwicklung darstellt. Es transferiert "nur" das von der Northwestern University Knight Lab entwickelte TimelineJS in die H5P Umgebung.

Die mangelhafte Dokumentation wird teilweise auch im H5P Timeline-Forum moniert. Weil H5P Timeline aber nicht direkt von den H5P Leuten programmiert wurde, haben Wünsche nach Funktionserweiterung und selbst Korrekturen kleinerer Fehler wenig Chancen auf Erfolg. H5P Timeline muss so genommen werden, wie es ist. Umso wichtiger ist es, detailliert über die Verhaltensweisen dieses recht komplexen Inhaltstyps Bescheid zu wissen.

Wechselwirkungen in H5P Timeline schwer nachvollziehbar

Ein Blick in die Seiten von Knight Lab Timeline hat bei mir den Eindruck erweckt, dass die Zusammenstellung der chronologisch sortierten Daten in einem Google Spreadsheet doch recht umständlich ist. Da erscheint mir das menügeführte Schritt-für-Schritt-Formular, wie es bei allen H5P-Inhaltstypen genutzt wird, wesentlich einfacher.

Das Problem ist daher nicht das Ausfüllen des H5P Timeline Formulars selbst. Das geschieht mehr oder minder wie bei allen H5P Inhaltstypen. Die Schwierigkeit besteht vielmehr darin, dass verschiedene Felder Wechselwirkungen aufeinander haben, deren Auswirkungen weder zu erwarten noch detailliert beschrieben sind. Bei den von mir entwickelten Beispiel History of H5P sind mir eine ganze Reihe von solchen unerwarteten Verhaltensweisen aufgefallen.

Um Regeln zu diesen versteckten Wechselwirkungen zu entdecken, habe ich mich mit H5P Timeline tagelang intensiv beschäftigt und eine ganze Reihe kleinerer Tests durchgeführt. Der größte Teil dieses Artikels berichtet über die Ergebnisse dieser Experimente.

Um den detaillierten Ausführungen besser folgen zu können, ist eine Kenntnis der Benutzerführung – wie sie sich den Lernenden darstellen – wichtig. Ich füge daher hier nochmals den bereits in H5P Zeitstrahl der Inhaltstypen veröffentlichten Screenshot hier ein.

Demopage of a timeline event with commented user interface elements
Abb. 2: H5P Zeitstrahl der Inhaltstypen: Screenshot einer Timeline-Seite. Es werden die Bedienungselemente, wie sie sich den Lernenden darstellen, erläutert.

Dreistufiger grundsätzlicher Aufbau

Das Formular besteht grundsätzlich aus drei Abschnitten:

  1. Titelseite (genau einmal)
  2. Ereignis (beliebig oft wiederholbar)
  3. Epoche (optional, beliebig oft wiederholbar)

Ich nutze für die folgenden Erläuterungen sowohl den H5P Inhaltstyp Multiple Hotspots als auch kommentierte Screenshots.

H5P Timeline: Startseite-Formular

H5P 1: Formular für die Startseite von H5P Timeline mit Hintergrundinformationen über H5P Image Hotspots.

Bei der Titelseite gibt es zwei Punkte, die einer näheren Erläuterung bedürfen:

Abstände zwischen zwei Ereignissen

H5P Timeline: Vergleich der Abstände von Ereignissen im Zeitstrahl. Im oberen Bildteil liegen zwei Ereignisse ein Jahr auseinander, im unteren Bildteil wird noch ein weiteres Ereignis mit einem Monat Abstand dazwischen geschoben. Der Abstand auf dem Bildschirm in cm ist im unteren Bild größer.
Abb. 3: H5P Timeline Experiment: Vergleich der Abstände von Ereignissen im Zeitstrahl. Beide Zeitleisten verwenden die Standard-Zoomstufe 0.

Der Vergleich in Abb. 2 zeigt, dass gleich große zeitliche Abstände (z.B. ein Jahr) nicht immer gleich groß ausfallen. Wie weit sie (in cm gemessen) auf der Zeitleiste auseinander liegen, hängt von der Relation zum chronologisch nächsten Ereignis ab.

Zoomstufe

Standardwert für die Zoomstufe ist 0. Die Zoomstufe zieht die Ereignisse auf dem Zeitstrahl entweder auseinander (positive Werte) oder zusammen (negative Werte). Die Abstände zwischen gleichen Zeiträume (z.B. ein Jahr) sind jedoch selbst beim gleichen Zoomfaktor (siehe Abb. 2) nicht fix vorgegeben, sondern hängen davon ab, ob sich innerhalb dieses Zeitraumes noch weitere Ereignisse befinden.

Die Zoomstufe selbst ist eine relative Größe: Die Abstände bei einer Erhöhung und bei einer Reduktion des Zoomfaktor sind nicht identisch. Dies lässt sich schön durch den Vergleich von Bildschirmausdrucken mittels H5P Agamotto (Image Blender) zeigen:

H5P 2: Vergleich von Screenshots verschiedener Zoomstufen mit Hilfe von H5P Agamotto

Abb. 3 zeigt außerdem, dass die vertikale Position der Ereignisse (ohne Verwendung von Kategorien) nicht steuerbar ist. Einmal ist das zweite Ereignis ganz oben, ein anderes Mal ganz unten. H5P Timeline positioniert die Ereignisse vertikal so, dass sie sich möglichst wenig überlappen. Das führt dazu, dass bei einer Änderung der Zoomstufe sich auch die vertikale Position der Ereignisse verändern kann.

Es folgt ein kleines Experiment, das Sie selbst anstellen können: Vergrößern und verkleinern Sie den Zoomfaktor und beobachten Sie was passiert.

H5P 3: Ein Experiment um zu sehen, wie unterschiedliche Zoomstufen auch die vertikale Position der Ereignisse auf dem Zeitstrahl verändern können.

Wenn mehr als drei Ereignisse knapp hintereinander oder gar am selben Tag stattfinden – wie es bei meinem Beispiel H5P Zeitstrahl der Inhaltstypen ja der Fall ist – überlappen sie sich. Es lässt sich dann im Zeitstrahl nicht mehr jedes Ereignis ablesen. In diesem Fall kann der Zoomfaktor helfen, die Ereignisse auseinander zu ziehen. Der Zoomfaktor hilft natürlich nicht, wenn alle Ereignisse am selben Tag stattfinden.

H5P Timeline: Ereignis-Formular

Der Mittelteil des Formulars für H5P Timeline widmet sich den Daten für die Ereignisse. Er ist die Essenz des Inhaltstyps und kann beliebig oft generiert werden.[efn-note]Auf TimelineJS des knight labs wird eine Beschränkung auf 20 Ereignisse empfohlen. Den Grund dafür weiß ich aber nicht. Mein Beispiel mit 45 Ereignissen (Veröffentlichungsdatum der Inhaltstypen) funktioniert eigentlich ganz gut.[/efn_note]

H5P 4: Formular für ein Ereignis von H5P Timeline mit Hintergrundinformationen über H5P Image Hotspots.

Zeitliche Überlappungen

Die größte Schwierigkeit bei der technischen Erstellung einer H5P Timeline ist es eine sinnvolle räumliche Distanz der Events zueinander zu organisieren. Ich habe bereits das wichtigste Hilfsmittel dazu – die Zoomstufe – erwähnt. Was aber tun, wenn das nicht hilft, weil die Ereignisse zu eng aneinander gereiht sind oder gar mehrere Ereignisse zum selben Datum stattfinden?

Die folgenden Strategien können unter Umständen helfen die Zeitreihe zu entzerren:

  • Bei Einzelfällen können Sie eventuell die Überlappung hinnehmen. Selbst vollkommen verdeckte (sich überlappende) Ereignisse können weiterhin über den Vorwärts- und Rückwärtspfeil in der Textmitte der Seite angesteuert werden. Der Zeitstrahl verliert zwar einen Teil seines Informationsgehalts bleibt aber funktionsfähig.
  • Mehr als drei Kategorien wählen (max. sechs sind sichtbar) und die Ereignisse dann entsprechend zuordnen. "Kategorien" sind in diesem Fall bloß als inhaltsleere Bänder bzw. Spuren ansehen. Sie können z.B. mit bedeutungsleeren Symbolen bezeichnet werden (●, ○, ■, □, usw.)
  • Wenn auch das nicht hilft, weil z.B. mehr als sechs Ereignisse eng beieinander liegen oder auf das selbe Datum fallen, dann können Sie vielleicht mehrere Ereignisse zu einem einzigen Event zusammenfassen. Sie haben – ohne der Verwendung von Kategorien – drei Zeilen pro 18 Zeichen als Überschrift für ein Ereignis zur Verfügung. Sie können daher mehrere gleichzeitige Ereignisse durch Schrägstriche trennen und dann im Testbereich – wo Sie unbegrenzten Platz haben – entsprechend mit Überschriften voneinander abheben. So können Sie z.B. 3x3 Ereignisse am gleichen Platz in der Zeitleiste platzieren.
  • Wenn selbst das nicht hilft, dann sollten Sie vielleicht überdenken, ob eine Darstellung als chronologische Zeitreihe überhaupt sinnvoll ist, wenn viele Ereignisse gleichzeitig stattfinden.

Oder aber, sie ändern einige der sich überlappenden Daten, wie ich es bei meinem H5P Zeitstrahl der Inhaltstypen gemacht habe. Das ist natürlich nur dann sinnvoll, wenn das exakte Datum keine inhaltliche Bedeutung hat. Bei historischen Ereignissen, Geburtstagen etc. ist das natürlich keine Option!

Umgang mit Kategorien

  • Sobald eine Kategorie verwendet wird, erscheinen alle Ereignisse auf dieser einen Leiste! Es gibt dann keine "intelligente" Positionierung durch das Programm. Sie müssen sich daher entscheiden: Entweder keine Kategorie verwenden oder durchgängig alle Ereignisse in entsprechende Kategorien einordnen.
  • Die Kategorien werden im Zeitstrahl alphabetisch von oben nach unten sortiert. Wenn Sie eine bestimmte Ordnung wünschen, müssen Sie entweder entsprechende Bezeichnungen wählen oder vor den Namen einen Ordnungsmarker setzen (z.B. [1], [2] oder a:, b: etc.)
  • Bei 1-3 Kategorien werden bis zu drei Zeilen Text (inklusive ein kleines 32x32 Icon) pro Ereignis Platz reserviert. Ab vier Kategorien ist nur mehr eine Zeile standardmäßig sichtbar. Das Icon braucht jedoch drei Zeilen Platz und wird daher abgeschnitten und oft unleserlich. Wenn Sie auch die beiden anderen verdeckten Textzeilen lesen wollen, müssen Sie den MouseOver Effekt wählen. Das Icon bleibt jedoch abgeschnitten.

Die Einführung von Kategorien hat also enorme Auswirkungen. Diese (Neben-)Effekte habe ich bisher in keiner Anleitung oder Forumsbeitrag erwähnt gefunden.

H5P Timeline: Ereignis-Medium-Formular

H5P 5: H5P Timeline-Formular für Mediendaten zum entsprechenden Ereignis mit Hintergrundinformationen über H5P Image Hotspots.

Aus dem Forum entnehme ich, dass es bei diesem Formular manchmal die folgenden zwei Schwierigkeiten gibt:

  • Die auf das Medium verweisende URL muss wirklich auf das Medium verlinken und nicht etwa auf eine Webseite, wo dieses Medium eingebunden ist.
  • Die beiden Bilder (URL-Verweis und hochgeladenes Icon) sind zwei verschiedene Objekte. Die URL generiert ein großes Bild auf dem linken Teil der Textseite. Das hochgeladene Icon erscheint beim Namen des Ereignisses auf dem Zeitstrahl.

H5P Timeline: Epochen-Formular

H5P 6: H5P Timeline-Formular für Epochen mit Hintergrundinformationen über H5P Image Hotspots.

Das Formular zu den H5P Timeline Epochen hat einige Fehler. Weil der Name der Epoche nur am Beginn des häufig sehr langen Zeitraums aufscheint, ist oft nicht klar, was der färbig-transparente Hintergrund bedeutet. Meiner Meinung nach müsste – wie bei den Kategorien – der Name der Epoche immer sichtbar sein.

Zusammenfassung

Die didaktische Nutzung von H5P Timeline ist offensichtlich: Historischen Ereignisreihen oder andere chronologisch sortierten Daten können ansprechend multimedial dargestellt werden. Es gibt allerdings eine zeitliche Begrenzung, die eine Nutzung für geologische und astronomische Zeitreihen einschränkt.

Wegen der vielen Nebenwirkungen einzelner Einstellungen habe ich in diesem Beitrag verschiedene Experimente vorgestellt und deren Ergebnisse diskutiert. Dabei habe ich den Problemen der zeitliche Überlappung von Ereignissen als auch der Wechselwirkung bei der Nutzung von Kategorien besondere Beachtung geschenkt.

Von Peter Baumgartner

Seit mehr als 30 Jahren treiben mich die Themen eLearning/Blended Learning und (Hochschul)-Didaktik um. Als Universitätsprofessor hat sich dieses Interesse in 13 Bücher, knapp über 200 Artikel und 20 betreuten Dissertationen niedergeschlagen. Jetzt in der Pension beschäftige ich mich zunehmend auch mit Open Science und Data Science Education.

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