Sidney Burrus: Connexions (OER Seminar, 2)

Das ist der zweite Teil meines Berichtes über das Seminar "Open Educational Resources – Institutional Challenges", das an
der Universitat Obertate de Catalunya (UOC) vom 22.-24. November 2006 stattfand. Das Seminar wurde vom UNESCO Lehrstuhl für E-Learning organisiert (siehe auch Pressemeldung der UOC).

Das ist der zweite Teil meines Berichtes über das Seminar "Open Educational Resources - Institutional Challenges", das an der Universitat Obertate de Catalunya (UOC) vom 22.-24. November 2006 stattfand. Das Seminar wurde vom UNESCO Lehrstuhl für E-Learning organisiert (siehe auch Pressemeldung der UOC).

Sidney Burrus, ein pensionierter Mitarbeiter und jetziger Consultant der Rice University sollte eigentlich über pädagogische Aspekte sprechen. Das tat er aber nicht, sondern stellte statt dessen das von der Hewlett Foundation geförderte Connexions Projekt der Rice University vor. (Nebenbemerkung: Fast alle vorgestellten Projekt wurden bzw. werden mit sehr beträchtlichen Summen von der William and Flora Hewlett Foundation gesponsert, die ein eigenes Programm für OER ausgeschrieben hat.).

Für Burrus gibt es vier verschiedene Modelle von Offenen (Freien?) Bildungsprojekten ("Open Educational Projects")1.

Diese Einteilung finde ich persönlich ein wenig problematisch, weil ich einerseits den Nutzen nicht ganz verstehe und andererseits die Kategorien nicht eindeutig sind. So ist doch auch Connexions in gewisser Weise ein institionelles Projekt der Rice University, bzw. geht OpenCourseWare ja mit de OpenCourseWare Consortium weit über das MIT hinaus.

Eine radikale Idee

Burrus verbindet die Idee mit Connexions mit dem Workflow von create-rip-mix-burn, das sowohl auf die eigene Arbeit – aber eben auch auf die Arbeit von anderen! - sich gründet. Es wird nämlich die "attributable"-Creative Commons Lizens verwendet, also jene mit den geringsten Restriktionen. Es muss nur der Autor erwähnt werden. Die Texte können aber beliebig verändert und sogar für den eigenen Nutzen kommerziell eingesetzt werden!

Das ist in meinen Augen eine wirklich unterschiedliche Philosophie zu all den anderen mit bekannten "Open Content"-Projekten. Connexions beietet Unterstützungen sowohl für veränderte Kopien (Versionen, bzw. Versionsäste von Inhalten) als auch für einen hochqualitativen Buchdruck. Wenn ich das Konzept richtig verstanden habe, dann lässt sich die Grundidee folgendermaßen beschreiben: Jeder kann sich in Connexions registrieren und kann dann

  •  Inhalte entwickeln
  • Inhalte anderer NutzerInnen verändern, d.h. seine eigene Version kreieren
  • Inhalte (zu Kursen) zusammenstellen
  • Inhalte (kostenlos) runterziehen und in jeder beliebigen Art verwenden, also z.B. auch unter eigenem Namen und Rechnung verkaufen

AutorInnen haben die Möglichkeit ihren Namen von geänderten Versionen (mit denen sie nicht einverstanden sind) zurückzuziehen.

Besonderheiten von Connexions

  • Post-Publication Review: D.h. alle Inhalte sind sofort für alle NutzerInnen frei verfügbar. Es gibt keine Verzögerungen durch ein vorlagertes Review-Verfahren (Pre-Publication Review). Die Idee ist, dass einerseits durch die Community eine erste Evaluierung stattfindet (z.B. durch die Anzahl der Downloads durch Rückmeldungen von NutzerInnen - dies wird allerdings nicht besonderen z.B. mit eigenen Werkzeugen unterstützt), andererseits NutzerInnen selbst eine gewisse Sorgfalt aufbringen müssen und im wesentlich eigenverantwortlich agieren müssen.
  • Evaluationslinsen: Es ist angedacht (und intern bereits implementiert), dass es möglich ist auf die Inhalte im Repositorium unter einen speziellen Aspekt zu fokusieren. Also wenn z.B. eine Institution unter bestimmten Kriterien die Inhalte bewertet, dass dies für die NutzerInnen dieser Institution praktisch so wirkt wie ein Review/Bewertungsverfahren.
  • Es gibt ein eigenes XML Derivat (CNXML), das printing on demand unterstützt. Das Portal ist in Plone aufgesetzt.
  • Eine Vereinbarung mit einer Druckerei (QOOP) ermöglicht das billige Drucken von Büchern. Sidney brachte hier Textbooks mit, die wirklich sehr professionell aussehen und sehr billig in kleinen und kleinsten Auflagen gedruckt werden können. Die URLs werden dabei in der Buchversion in Fußnoten übertragen. Dahinter steckt dann auch das eigentliche Geschäftsmodell: Connexion schneidet mit einem kleinen Beitrag (etwa 1 US $) bei diesem Drucken on Demand mit. Die Preise sind vor allem deshalb billig - ein 300 Seiten Buch mit Farbcover und in einer Auflage von 50 Stück kostet beispielsweise 22 US$ – weil QOOP hier kein Monopol hat, es ist auch möglich einer anderen Druckerei die XML-Datei zu schicken. QOOP druckt nicht selbst aus, sondern sucht sich Druckereien, die gerade freie Kapazitäten haben, in der örtlichen Nähe des Bestellers. Das Lieferservice soll sehr schnell gehen (2-3 Tage!). (Ich konnte allerdings dieses Feature auf der Website nicht finden).

Im Augenblick (10.12.2006) gibt es 3640 Module (das sind kleine Bausteine, z.T. bereits auch bereits Variationen von Originalinhalten), die zu 191 Kursen zusammengestellt wurden. Beim Vortrag in der dritten Novemberwoche waren es noch 3567 module mit 186 Kursen. Von diesen 3600 Modulen sind etwa 1600 Versionen (andere Sprache, kleine Änderungen etc.), 27% dieser varrierten Module haben sogar mehr als 5 Versionen. Pro Tag kommen etwa 6 neue Module hinzu.

Geschäftsmodell?

Es ist ein recht überraschendes Modell und es fragt sich was eigentlich das dahinter stehende Geschäftsmodell ist. Für die Rice Universität rechnet sich das sicher aus dem Betrieb und den niedrigen Royalities beim einem Druckauftrag sicherlich (noch?) nicht. Ein Staff von 14-16 Leuten hält das Portal am Laufen und kann darüber sicherlich nicht finanziert werden.

Derzeit gibt es allerdings riesige Fördersummen von verschiedenen Institutionen. Das ist mal in erster Linie die schon erwähnte Hewlett Foundation aber auch IMB hat das Projekt mit 700 Mio. US $ Award im Oktober 2006 ausgezeichnet bzw. gefördert.

Warum sollte aber ein Autor, eine Autorin mitmachen? Welches Interesse könnte ich z.B. daran haben, dass andere Leute mit meinen Inhalten Geld machen? Sidney brachte das Beispiel von Catherine Schmidt-Jones, eine sehr populäre Autorin von Musikbüchern. Sieh hat auf ihren Websiten mehr als 600.000 Hits pro Tag und ist inzwischen weltbekannt. "Sie's making impact, no money!"

 


1 Vielleicht sollte als deutsche Übersetzung für "Open" nich "offen" sondern  "frei" verwendet werden. Allerdings nicht im Sinne von Freibier (kostenloses Bier) sondern im Sinne von freie Menschen, freie Gesellschaft, freie Gedanken. Im Spruch "Gedanken sind frei!" sind die Gedanken nicht für jedermann/jederfrau "offen", sie sind auch nicht kostenlos (sie kosten nämlich Mühe, Anstrengung, Zeit). Der Spruch signalisiert eher, dass jeder diese Gedanken haben darf.

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