Gemeinsam mit Reinhard Bauer und Marianne Ullmann habe ich meine Erfahrungen aus der Schreibwerkstatt im DokotrandInnen-Kolleg Lifelong Learning, dem sogenannten "Writers' Workshop", in einem Artikel für einen Sammelband zusammengefasst. Wir haben diese Methode als eine wichtige Ressource beim Verfassen von Qualifizierungsarbeiten dargestellt, weil Writers’ Workshops dabei eine Brücke zwischen individuellem und kooperativem Lernprozess übernehmen können.
Im Beitrag Think-Write-Pair-Share (, 861kB) loten wir aus, welche Möglichkeiten dieses Format Studierenden im Sinne selbstregulierten Lernens bietet. Gleichzeitig versuchen wir aufzuzeigen, wie mögliche praktische Schritte auf dem Weg zu einer gelingenden Workshop-Praxis aussehen können, die individuelles und kooperatives Lernen in selbstregulierender Weise miteinander verbinden.
Die von der Pattern Community entwickelte Methode des Writers’ Workshop – siehe dazu auch das grundlegende Buch von Richard Gabriel Writers' Workshop & the Work of Making Things, auch als kostenloser Download (, 2,4 MB) erhältlich – unterstützt unserer Meinung nach in hohem Ausmaß die (Weiter-)Entwicklung der Selbstregulation im Zuge des wissenschaftlichen Schreibens. Der Writers´ Workshop zielt auf die Unterstützung selbstregulierten Lernens und damit auf die Eigenständigkeit der AutorInnen ab.
Vorteile von Writers' Workshops
Im Unterschied zur traditionellen Form von DoktorandInnen-Kollegs, wo der inhaltliche Diskurs überwiegt und die Wortmeldungen aus Zeitgründen häufig auf öffentliche (wohlmeinende und unterstützende) Kritik an die DissertantInnen fokussieren, wird im Writers’ Workshop der aktuelle inhaltliche Schreibprozess auch unter (scheinbar) formalen Aspekten unter den Peers mit einer explizit wertschätzenden Rahmung diskutiert. Damit wird eine Feedback-Kultur gefördert, in der Respekt sowohl für die eigene Arbeit als auch für jene der Peers eine bedeutende Rolle spielt. „Fehler” stellen stets Lernmöglichkeiten für alle TeilnehmerInnen dar. Jeder Beitrag ist wertvoll und wird dementsprechend honoriert. Da das im Workshop ausgesprochene Feedback lediglich eine Empfehlung darstellt, bleibt die Verantwortung für den Text weiterhin bei den Studierenden. Das passende Feedback herauszuarbeiten und nicht alle Empfehlungen wahllos in die Arbeit mit aufzunehmen, ist ausdrücklich erwünscht. Auf die Phasen des „Think-Write-Pair-Share” folgt die Phase des „Re-Thinking” bzw. „Re-Writing”. Die Erfahrungen, die in der Kooperation mit einem selbstgewählten "kritischen Freund" (Shepherd) und den Peers gemacht wurden, fließen nun wieder in den Prozess des Schreibens ein.
Wir haben die Darstellung des Writers’ Workshop auf das konkrete Fallbeispiel unseres DoktorandInnen-Kolloquiums Lifelong Learning beschränkt. Selbstverständlich lässt sich das Format aber auch auf andere Lehrveranstaltungstypen und damit verbundene Textsorten (Seminar-, Bachelor-, Masterarbeiten) übertragen. Da sich die Voraussetzungen bei Seminar- oder Bachelorarbeiten jedoch von jenen bei umfassenderen Qualifikationsarbeiten unterscheiden, muss das Format sicherlich an die jeweiligen Gegebenheiten angepasst werden.
Welche Art der Durchführung auch gewählt wird, unumstritten bleibt, dass individuelles Lernen nicht ohne kooperatives Lernen gedacht werden kann. Ebenso wie literarische Texte ihr Publikum brauchen, brauchen wissenschaftliche Texte auch das ihre. Die für die Produktion dieser Texte erforderliche Schreibkompetenz müssen sich allerdings sowohl SchriftstellerInnen als auch Studierende oder WissenschaftlerInnen individuell aneignen, am besten in einem selbstregulierten (Lern-)Prozess, der stets Wahlmöglichkeiten bereithält. Writers’ Workshops bieten genau das: Das Ich erfährt seine Stärkung und Förderung durch die Gruppe und vice versa.