Das H5P Documentation Tool wird leider recht wenig verwendet, wie meine Studie zur Verteilung der H5P Inhaltstypen im eCampus Ontario gezeigt hat. Damals waren es bloß 13 Anwendungen. Heute – ein halbes Jahr später – gibt es immer erst 19 Beispiele, obwohl sich die Gesamtzahl aller H5P-Übungen fast verdoppelt hat.1 Diese relative geringe Nutzung wird dem Wert des Werkzeuges meiner Meinung nach nicht gerecht.
Vielleicht liegt es auch an dem (durchaus guten) Beispiel, das auf der H5P Seite angeboten wird? Warum ich das glaube? Durch den Namen (Dokumentationswerkzeug) und das Beispiel ("Dokumentiere Dein Projekt") wird der Schwerpunkt auf belegen, darlegen, Buch führen etc. gelegt. Dabei kann das H5P Documentation Tool mehr als bloß dokumentieren.
Was H5P Documentation Tool noch alles könnte?
Sieht man sich die 19 Anwendungen durch, so kann man außer reiner Dokumentation noch weitere Nutzungsarten erkennen:
- Fallstudie
- Karriereplanung
- Quiz mit offenen Fragen
- Vertragserstellung
- Didaktisches Kursdesign (z.B. Kommunikation und Konfliktlösungen für Polizeibeamte nach dem Universal Design for Learning Framework, UDL)
- Projekteinreichung planen
- Produktevaluation (z.B. Assessment von Online Materialien, eLearning Werkzeuge bewerten)
- Kursmaterial, Tutorials (z.B. Metakognition, Universal Design for Learning)
- Aktionsplan
- Selbstevaluation
Ich würde noch als mögliche Nutzung ergänzen: Fragebogen mit ausschließlich offenen Fragen.
Grundsätzlicher Aufbau von H5P Dokumentation Tool
Die Möglichkeit der flexible Nutzung wird deutlich, wenn weniger auf die Namen der einzelnen Elemente geachtet wird. Es wird dadurch sons bereits eine inhaltliche Zuschreibung und damit Verengung vorgenommen.
Im Prinzip besteht der Inhaltstyp aus 4 Formularseiten, denen jeweils unterschiedliche Elemente zugeschaltet werden können: Ein Element dabei ist immer als Aktion der Nutzer*innen vorgesehen.
Standardseite (Standard page)
Elemente: Bild, Text, Feld zur Texteingabe (= Interaktion).
Diese Seite ist besonders variabel angelegt. Einerseits weil die Elemente nicht nur oft und beliebig gemischt, sondern auch in ihrer Größe variabel angelegt werden können. So kann das Eingabefeld für 1, 3 oder 10 Zeilen zu Beginn ausgelegt werden. Brauchen Nutzer*innen mehr Platz, so ist das auch kein Problem. Ein Rollbalken erweitert die Eingabemöglichkeit. Eingaben können auch mit einer vorgegebenen Zeichenanzahl limitiert und/oder verpflichtend gemacht werden.
Entscheidender Unterschied der Standardseite zu den anderen Seiten ist aber, dass die Elemente beliebig häufig in beliebiger Ordnung zusammengestellt werden können.
Zielseite (Goal page)
Elemente: Text, Schaltfläche zum Generieren eines Textfeldes, zweizeiliges Textfeld.
Diese Seite ist weniger flexibel angelegt: Eigentlich gibt es nur einen Einleitungstext seitens der Ersteller*innen inhaltlich zu gestalten. Standardmäßig gibt es noch eine Schaltfläche, bei der sowohl Beschriftung als auch mögliche Rückmeldungen die Aktionen der Nutzer*innen resultieren, textlich entworfen werden können. Beispiele dafür sind:
- Wie soll die Schaltfläche zum Generieren eines einzeiligen Feldes benannt werden?
- Welche Platzhaltertext soll für das erzeuge Feld erscheinen?
- Bestätigungstext beim Löschen eines Feldes, usw.
Für die Gestaltung dieser Seite, ist ein bereit erstellte Übung mit dem H5P Documentation Tool sehr hilfreich, weil die Bedeutung der Felder erst im interaktiven Modus deutlich wird. (Allerdings weiß ich bis heute nicht, wann und wo das Feld "Text für den 'Ziel spezifizieren'-Button" zum Einsatz kommt.)
Evaluation der Ziele (Goal assessment page)
Elemente: Text und Bezeichnung für die drei Wertungskategorien
Die Seite zur Evaluation der Ziele ist das Pendant zur Zielseite: Werden auf der "Goal page" Ziele formuliert, soll ihre Erreichung auf der "Goal assessment page) mit drei unterschiedlich gefüllten Sternen bewertet werden (z.B. Ziel erreicht, Ziel teilweise erreicht, Ziel verfehlt.) Es sind aber durchaus andere Möglichkeiten denkbar:
- Wenig gelernt, Etwas gelernt, Viel gelernt
- Mag ich sehr, Geht so, Mag ich gar nicht
- Kaum, Einigermaßen, Sehr
- Teuer, Angemessen, Billig
- Falsch, Unvollständig, Richtig
- usw.
Auffallend ist, dass Ziel- und Zielerreichungsseite bei den oben erwähnten Beispielen aus dem Ontario eCampus bis auf zwei/drei Ausnahmen nicht verwendet wurde. Ich glaube, das liegt daran, dass der Inhaltstyp zu sehr auf Ziel und Bewertung fixiert ist. So gibt es – trotz der hohen Flexibilität des Werkzeuges – drei Passagen auf der Goal assessment page die nicht verändert werden könnten: "Possible ratings", "Goals" und "Rating" (siehe die fett gestalteten Wörter in der folgenden Abbildung, Screenshot 3). Diese Texte können auch nicht bei einer Umstellung auf Deutsch verändert werden.
Das halte ich für einen großen Nachteil. – Inzwischen glaube ich, dass die Gestaltung dieser drei Passagen bei der Entwicklung einfach übersehen wurde. Es widerspricht nämlich komplett der mit diesem Inhaltstyp intendierten Nutzungsvielfalt. So wären z.B. statt zuschaltbaren Ziel (Goal) und ihre Bewertung auch geplante Aktionen etc. und ihr Status der Umsetzung möglich gewesen. Und viele mehr. Das wurde aber mit der starren Festlegung nicht nur verhindert, sondern es wurde damit auch das Denkmodell der Nutzung dieses Inhaltstyp geprägt und damit eingeschränkt.
Exportseiten (Document Export Page)
Elemente: Text, Beschriftung der Schaltfläche
Auf dieser Seite können Lernende ihre Aufzeichnungen in einer Open Office XML-Datei abspeichern. Vorher kann noch entschieden werden, ob das ganze Dokument oder nur Teile davon gesichert werden sollen. Statt einem lokalen Download ist aber auch ein Absenden an das H5P-Hostsystem (Moodle, Drupal, WordPress) zur Begutachtung durch eine Lehrperson möglich.
Hilfeseite
Jeder der drei Formulartypen kann auch noch eine Hilfeseite zugeschaltet werden. Das dafür vorgesehen Feld ist kein eigener Seitentyp, sondern ist in jedem Typ integriert.
Zusammenfassung
H5P Documentation Tool ist ein variables und praktisches Werkzeug, dessen vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von der H5P Community noch nicht voll wahrgenommen werden. Im Prinzip ist dieser Inhaltstyp ein Formulargenerator, der jede angeleitete Erstellung von Dokumenten und Berichten unterstützen kann. Zusätzlich hat er auch noch ein Bewertungssystem eingebaut, das jedoch noch etwas flexibler gestaltet werden müsste.
Weil diese Seiten zur Zielerstellung etwas weniger flexibel gestaltet sind, werden sie meiner Meinung nach daher auch selten genutzt. Aus meiner Sicht könnte hier in zweierlei Hinsicht nachgebessert werden:
- Die Bezeichnungen "Goals" auf der Ziele-Seite sowie "Possible ratings", "Goal" und "Rating" sollten flexibel gestalten werden, sodass alle möglichen Elemente / Aktionen einer beliebigen Auswertung / Einschätzung unterzogen werden können.
- Es könnte die Möglichkeit vorgesehen werden, dass auch von der Lehrperson bereits Elemente für die "Ziel"-Seite vorgegeben werden kann, die Lernende dann bewerten. (Ich habe bei einem Fall entsprechende Hinweise auf der Hilfeseite eingebaut.)
Bei der zweiten Erweiterungsmöglichkeit bin ich mir allerdings gar nicht so sicher. Sie widerspricht der Grundidee des Werkzeuges vor allem ein Hilfsmittel zur Selbstevaluation zu sein. Allerdings glaube ich, dass es vertretbar ist, Hilfen was selbständig evaluiert werden soll, anzugeben.
3 Antworten auf „H5P Documentation Tool“
„Statt einem lokalen Download ist aber auch ein Absenden an das H5P-Hostsystem (Moodle, Drupal, WordPress) zur Begutachtung durch eine Lehrperson möglich“ -> das ist mir bisher nicht gelungen einzurichten, hast du dazu eine Anleitungsquelle für Moodle?
In Moodle habe ich mir das noch nicht angeschaut. In WordPress wird bei mir ein Button mit der „Document Export Page“ erzeugt. Der hat dann die gewünschte Funktionalität.
Das müsste eigentlich auch in Moodle der Fall sein. Welche Version von Moodle hast? Neuerdings ist ja H5P direkt in Moodle integriert und da könnte es sein, dass es Unterschiede gibt. Einige Leute befürchten das, weil damit sich die beiden Systeme (H5P in Moodle und H5P im H5P Core Team) auseinander leben könnten.
Wenn ich mehr weiß, melde ich mich nochmals.
Gerne 🙂 Export als Dokument geht in Moodle, wie eine „Weiterleitung ins System“ funktionieren soll, ist mir nicht klar.