Eloquent – Videos und Webseiten kommentieren

Der Beitrag beschreibt die Vorteile von Eloquent, eine Browser-Erweiterung zum Erfassen von Informationen aus Webseiten. Neben einfacher Bedienung glänzt Eloquent ganz besonders bei Anmerkungen von Videos und als Zwischenspeicher für effizient erstellte Notizen.

Eloquent: Was ist das?

Eloquent ist ein Werkzeug aus der großen Gruppe zur Erfassung von Informationen aus Webseiten. Obwohl ich noch mehrere andere Werkzeuge aus dieser Gruppe beschreiben werde🔗, beginne ich mit Eloquent aus zwei Gründen:

  • Es ist besonders gut geeignet für Video Annotationen.
  • Es hat einen direkten Export nach Obsidian.

Aus dem ersten Grund habe ich diesen Beitrag unter die Rubrik AWDW-Werkzeuge, also Werkzeuge für das Buchprojekt "Academic Writing in a Digital World" (Arbeitstitel) eingeordnet. Der zweite Grund hingegen rechtfertigt auch die Aufnahme in die Artikelserie Obsidian Workflows.

Neben den beiden erwähnten Vorteilen gibt es noch andere Gründe, Eloquent zu empfehlen:

  • Es konzentriert sich auf das individuelle Erfassen von Annotationen mittels Markierungen und Notizen. Der Plugin verzichtet dabei auf aufwändigen Schnickschnack und ist daher recht einfach zu bedienen.
  • Es ist in der Beta-Version (derzeit?) frei als Browser-Erweiterung über den Google-Webstore erhältlich.
  • Es befindet sich in aktiver Entwicklung und ist sehr offen für Empfehlungen von Nutzer:innen1.
Bub schaut Video auf Laptop
Foto von Andrea Piacquadio via Pexels.com

Eloquent: Wie funktioniert es?

Nach Installation der Browser-Erweiterung kann Eloquent über sein Vogel-Symbol in der Browser-Leiste oder über einen Tastatur-Kurzbefehl (Shortcut) aufgerufen werden. Standardmäßig ist das Kürzel zum Aufrufen CMD-SHIFT-E (macOS). Das lässt sich aber mit Werkzeugen wie Plugins-Button anpassen.

Fenster-Management

Es öffnet sich beim ersten Mal ein leeres Fenster, das über alle Anwendungen schwebt. Es kann durch einen Klick in den oberen (vorerst unsichtbaren) Rand beliebig auf dem Bildschirm verschoben werden. Das nachfolgende Bildschirmfoto habe ich aufgenommen, nachdem ich den Cursor an den oberen Rand des Fensters positioniert habe. Da wird nämlich dann die Leiste als grauer Hintergrund zum Verschieben des Fensters sichtbar. Das Fenster kann aber auf die rechte Bildschirmseite fest verankert werden. (CTRL-SHIFT-C oder unten das zweite Icon von links – das geteilte Rechteck – anklicken.)

Leeres Eloquent-Fenster
Screenshot 1: Leeres Eloquent-Fenster. Die Symbole bedeuten von links nach rechts: Markierungsmodus, Fenstermodus, Feeedback senden, Hilfe, Konfiguration, Kommando Menü, Kommando Menü.

Das Fenster ist auf dem jeweiligen Browser-Reiter (Browser-Tab) aktiv und muss daher bei einem Reiter-Wechsel neu aufgerufen werden. Das halte ich jedoch für keinen Nachteil. Im Gegenteil: Überall, wo ich meine Anmerkungen erzeuge, öffne ich das Eloquent-Fenster. Während sich sein Inhalt über alle Reiter augenblicklich synchronisiert, ist seine Position für jeden Reiter/Webseite individualisiert. Damit überdeckt es nicht wichtig Inhalte und ist niemals im Wege. Als Ergebnis erhalte ich mehrere Fenster in unterschiedlichen Positionen, aber mit demselben Inhalt. Das ist enorm praktisch und erlaubt effizientes Arbeiten.

Markierungen und Anmerkungen

Mit dem Bleistift-Symbol links unten kann der Modus für Markierungen (Highlights) eingeschaltet werden. Jede Textselektion wird damit automatisch in das Eloquent-Fenster an die Stelle, wo zuletzt der Cursor sich befunden hat, übertragen. Es kann unmittelbar danach sofort im Eloquent-Fenster nach dieser Einfügung weiter gearbeitet werden. Es ist kein zusätzlicher Klick in das Eloquent-Fenster notwendig.

Die gelblichen Text-Markierungen werden jedoch nicht abgespeichert. Sie dienen ausschließlich dazu, den markierten Text in das Eloquent-Fenster zu übertragen. Das ist ein wesentlicher Unterschied zu vielen anderen "Capture"-Werkzeugen, wo die Markierungen für einen späteren neuerlichen Besuch der Webseite vorgehalten und dann eingespielt werden.

Eloquent kann zwar auf die jeweilige Webseite, aber nicht auf die markierten Passagen verlinken. Außerdem ist bei bloß flüchtigen Markierungen kein kooperatives Bearbeiten von Webseiten möglich. Eloquent ist daher nicht für die exakte Referenzierung von Webtexten geeignet.

Es mag überraschen, aber ich halte diese Einschränkungen im Eloquent-Konzept für keinen Nachteil. Denn:

Eloquent wurde in erster Linie als Zwischenspeicher für effizient erstellte Notizen konzipiert.

Aus diesem eingeschränkten Nutzungsschwerpunkt ergeben sich für Eloquent zwei Vorteile:

  1. Es benötigt für seine Nutzung weder eine Registrierung noch Anmeldung.
  2. Indem Eloquent die Weiterverarbeitung der Anmerkungen anderen Applikationen überlässt, kann es sich uneingeschränkt auf das effiziente Erfassen von Informationen konzentrieren.

Sowohl die Tastatur-Kürzel als auch die Snippet-Erweiterungen unterstützen das effiziente Erstellen von Notizen. Während die Shortcuts das Wechseln zwischen Maus und Tastatur vermeiden helfen, unterstützen die Snippets das Einfügen wichtiger Metadaten.

Video Annotationen

Die Annotation von Videos ist für mich der wichtigste Bereich der Nutzung von Eloquent. Kein anderes mir bekanntes Programm – nicht Memex, noch Readwise Reader – ist bei Video Annotation so effizient wie Eloquent. Das liegt an zwei Gründen:

  • Einerseits sind die wichtigsten Video-Steuerungen (5 Sekunden vor und zurück, Pause, Weiterspielen) über Tastatur-Kürzel ausführbar. Es muss daher für Videokommandos nicht die Tastatur verlassen werden.
  • Mit CTRL-I wird im Eloquent-Fenster ein aktiver Link zur exakten Position, an der sich das Video gerade befindet, generiert. Eine Funktion, die vielen Werkzeugen zur Erfassung von Webinhalten fehlt.

Eloquent kommt bei Video Annotationen seine "Schlankheit" (Einfachheit in der Bedienung) sehr zugute. Memex🔗 und Readwise Reader🔗 – auf die ich in einem anderen Artikel auch noch zu sprechen komme – können ebenfalls Links zur exakten Sekunde des Videos generieren, sind aber für die spezielle Aufgabe der Video-Annotation etwas umständlicher in der Bedienung.

Von Eloquent nach Obsidian

Eloquent ermöglicht den Transfer nach Obsidian auf vierfache Weise.

  • Erzeuge mit den Eloquent-Inhalten eine neue Notiz in Obsidian
  • Füge die Eloquent-Inhalte ans Ende einer Obsidian-Notiz
  • Erzeuge mit allen Eloquent-Inhalten eine Markdown-Datei
  • Kopiere ausgewählte Eloquent-Inhalte über die Zwischenablage nach Obsidian

Die verschiedenen Varianten werden mit CMD-K oder mit einem Klick auf die vier kleinen Quadrate am unteren rechten Rand über eine Auswahlliste aufgerufen:

Eloquent Kommando Menü mit dem Eingabefeld: Type a command…
Darunter sind einige Kommandos sichtbar:
- Create New Note in Obsidian
- Append to Note in Obsidian
- Save to Markdown File
- quick Cut to Clipboard
- Open Settings
- Insert Video Timestamp
- Play/Pause Video
Screenshot 2: Eloquent Kommando Menü

Sowohl Erzeugen ("Create") als auch Anhängen ("Append") öffnet Eingabefelder für den Obsidian Vault und den gewünschten Dateinamen. Der Dateinamen kann rudimentär mit Variablen zum Datumsformat und Titel dynamisch generiert werden. Hier würde ich mir allerdings für detailliertere Metadaten Vorlagen wünschen, die abgespeichert und wieder verwendet werden können. In der aktuellen Fassung erzeuge ich die Notiz zuerst mit allen notwendigen Metadaten in Obsidian und hänge dann den Eloquent-Inhalt daran.

Eloquent Fenster für "Create New Note" mit den Eingabefeldern "File Name" und "Vault".
Screenshot 3: Rudimentäre Vorlage zum Einfügen der Eloquent-Inhalte in Obsidian

Fußnoten

  1. Ich kann aus persönlicher Erfahrung bestätigen, dass dies nicht nur ein üblicher Werbespruch ist: Es wurden bereits mehrere Vorschläge von mir realisiert und der Entwickler Jeremy Ho nimmt schnell und direkt über E-Mail Kontakt auf.

Von Peter Baumgartner

Seit mehr als 30 Jahren treiben mich die Themen eLearning/Blended Learning und (Hochschul)-Didaktik um. Als Universitätsprofessor hat sich dieses Interesse in 13 Bücher, knapp über 200 Artikel und 20 betreuten Dissertationen niedergeschlagen. Jetzt in der Pension beschäftige ich mich zunehmend auch mit Open Science und Data Science Education.

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