Wegen einer strategischen IMB-Neuaufstellung habe ich in den letzten fünf Monaten mein Weblog sehr vernachlässigt. Das hat eine Reihe von inhaltlichen Gründen, über die ich hier kurz informieren möchte:
- Es gab sehr viele neue Aktivitäten, die mich zeitlich so gefordert haben, dass wenig Zeit übrig blieb für eine persönliche Reflexion via Weblog. Eine kurze Auflistung weiter unten fasst den Umfang und die strategische Bedeutung dieser Ereignisse zusammen. Spezielle Artikel zu den einzelnen Punkten folgen in den nächsten Tagen und Wochen.
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Durch die neu eingerichtete Stelle "Wissenschaftskommunikation", die von Herrn Wolfgang Rauter exzellent wahrgenommen wird, gibt es alle Informationen zu aktuellen Neuigkeiten über die News-Seite des Departments. Diese Nachrichtenseite ist von der Information her gesehen, umfassender als meine persönliche Perspektive, da dort über alle Aktivitäten am Department berichtet wird. In meinem Weblog hingegen berichte und kommentiere ich meistens nur jene Ereignisse, in denen ich unmittelbar engagiert bin.
- Es gab/gibt verschiedene personelle Änderungen innerhalb des Departments, die auch mit neuen Positionierungen der einzelnen (Arbeite-)Bereiche verknüpft sind. Wichtigster Punkt dabei ist, dass eine neue Professur an meinem Department neue Möglichkeiten eröffnet und auch eine Re-Positionierung meiner eigenen Aufgaben nötig macht. Da der integrative Zusammenhang sich dazu aber erst nach und nach entwickelt (hat), wollte ich nicht auf irgend einer Ecke beginnen um darüber isoliert zu berichten.
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Durch unseren neuen Rektor Mag. Friedrich Faulhammer haben sich viele neue Innovationen an meiner Universität ergeben. Es ist ein neuer Schwung eingekehrt, der mit vielen neuen Berufungen und neuen Perspektiven verbunden ist. Viele relativ junge (aus meiner subjektiven Sicht gesehen!) neue ProfessorInnen bringen eine Neuaufstellung des gesamten DUK-Systems mit sich und fördern ebenfalls ein Überdenken und eventuelle Neuorientierung meiner Arbeit.
IMB-Neuaufstellung
Die nachfolgende (ungeordnete) Auflistung von Ereignissen, hat zusammengenommen zu einer gewissen Neuorientierung in Forschung und Lehre geführt. Es gibt eine Reihe neuer inhaltlicher Schwerpunktsetzungen über die ich noch gesondert und ausführlich in den nächsten Tagen/Wochen berichten möchte.
1. Neue Professur am Department
Meine Universität hat ja im vorigen Jahr eine neue Professur für mein Department ausgeschrieben. Inzwischen sind die Berufungsverhandlungen bereits abgeschlossen. Wer diese Professur wahrnimmt, darüber berichte ich in einem gesonderten Beitrag. Ich möchte noch etwas die Spannung dazu erhalten 😉 Auf jeden Fall wird die Stelle bereits zum 1 . Juni angetreten und gab es bereits in den letzten Monaten inhaltliche Absprachen und Vorbereitungsarbeiten dazu. 17.5.2014: Siehe zeitlich versetzten Beitrag dazu.
2. Leitung des Studios MINE übernommen
Seit 1. Jänner bin ich wissenschaftlicher Leiter des Studios MINE (Microlearning and Information Environment) der Research Studios Austria Forschungsgesellschaft mbH (RSA). Damit zusammen hängt ein Kooperationsvertrag zwischen meiner Universität (Rektor) und den Research Studios (Prof. Peter A. Bruck) , der auf eine Förderung im Rahmen der Leitungsvereinbarung mit dem Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW) beruht.
Microlearning ist ein neuer Forschungsschwerpunkte von mir, der mir erstmals nun auch die Gelegenheit gibt, meine theoretischen didaktischen Konzepte mit einer Truppe von kompetenten InformatikerInnen (marktgerecht) umzusetzen.
3. Work-Based Learning
Die langjährigen Kontakte mit der University of Chester haben nicht nur zu einem gemeinsamen EU-Projekt VALERU geführt, sondern sind inzwischen auch zu Kooperationsabsichten auf beiderseitiger Rektoratsebene gemündet. In all diesen Aktivitäten – worunter auch ein englisch-sprachiges Buch sein wird, das ich gemeinsam mit Jon Talbot schreibe – geht es um Work-Based Learning (WBL) sowohl in der Forschung aber auch in Zusammenhang einer komplett neuen Art von Studienprogrammen.
Unter Work-Based Learning (WBL) fasse ich reflektierendes Erfahrungslernen von PraktikerInnen bzw. Expertinnen am Arbeitsplatz. Ich kann hier auf meine frühen Arbeiten zu informellen Lernen bzw. impliziten Wissen anschließen (z.B. meine Habilitationsschrift "Der Hintergrund des Wissens").
4. Pattern Language – Didaktische Entwurfsmuster
Durch einen Zufall hat es sich ergeben, dass ich die tolle Gelegenheit bekam, eine weltweite internationale Konferenz zum Mustersprachen (Pattern Language)-Ansatz von Christopher Alexander auszurichten. Über mehrere Ecken habe ich Prof. Dr. Hajo Neis kennen gelernt. Er war früher Assistent bei Christopher Alexander und Koautor des letzten Buches "The Battle for the Life and Beauty of the Earth. A Struggle Between Two World-Systems.". Diese Bekanntschaft hat dann dazu geführt, dass ich die jährliche Pattern-Konferenz PUARL mit einem eingeladenen Vortrag in Portland besuchte und wir übereingekommen sind, interdisziplinäre Pattern-Language-Aktivitäten abwechselnd in Portland und Krems abzuhalten.
Diese Entscheidung hat dann dazu geführt, dass mein Department plötzlich zu einem Schnittpunkt interdisziplinär interessierter Pattern-ExpertInnen wurde. Bereits im heurigen Jahr werden wir einen international besetzten Workshop abhalten, aus dem ein gemeinsamer Sammelband entstehen soll. Im nächsten Jahr wird zum ersten Mal die Konferenz stattfinden. Der lustige Name der Website purplsoc steht für "Pursuit of Pattern Languages for Societas Change". Wir haben damit sowohl den allgemeineren Charakter (der über die reine Architektur hinausgeht) als auch unser Ziel (sozialer Wandel für eine humanere, gerechtere Welt) Ausdruck verliehen. [Bei der Konferenz wird es einmal nicht T-Shirts geben, sondern "purple socks" ;-)]
Meine These und Forschungsausrichtung in diesem Zusammenhang ist es, dass Mustersprachen "Good Practice" also Erfahrungswissen weitergeben, das als implizites Wissen sich normalerweise schlecht in Worte fassen lässt. Mein Ziel ist es diesen Ansatz für die Ausbildung von Pädagoginnen – insbesondere bei der Entwicklung und Umsetzung des didaktischen Design für Lernarrangements – nutzbar zu machen.
5. Inhaltliches und soziales Engagement verbinden
Es ist vielleicht eine Alterserscheinung, dass ich mich verstärkt darum bemühe, dass ich nicht nur innerhalb der Scientific Community tätig bin, sondern auch nachhaltige gesellschaftliche Veränderungen mit meiner Arbeit bewirke. Im Rahmen zweier gemeinnütziger Vereine versuche ich mein Anliegen nach frei zugänglicher Bildung zu realisieren.
In Edu-Sharing wurde ich letzten Dezember bei der Generalversammlung in den Vorstand gewählt. Die Initiative versucht Vorschläge für eine technische Infrastruktur zum Austausch von Content im E-Learning zu realisieren. Es ist aber nicht bloß eine weitere Initiative zur Sammlung von "Open Content", sondern wir glauben, dass für einen erfolgreichen kollaborativen Ansatz die Inhalten mit didaktischen Nutzungsmuster verknüpft werden müssen.
In iTeL hingegen wollen wir in Fortsetzung der Zeitschrift für E-Learning eine Open Access Zeitschrift aufbauen. Hier habe ich nicht nur die Funktion des Vereinsvorstand sondern bin Mitherausgeber der ersten Nummer. Was aber besonders stresst ist meine Verantwortung für längerfristige Finanzierung der Zeitschrift. Es ist unglaublich wie arbeitsintensiv das Aufsetzen eines neuen Prozesses ist, der nicht nur komplett online läuft, sondern auch Innovationen wie Open Peer Review beinhaltet.
Ich werde in Zukunft vermehrt wissenschaftspolitische Artikel posten, weil ich mit meiner inhaltliche Expertise verstärkt für nachhaltige gesellschaftliche Veränderungen im Sinne einer gerechteren und humaneren Gesellschaft beitragen möchte.
6. PhD-Studienprogramme an der DUK
Der letzte Punkt, den ich zur IMB-Neuaufstellung erwähnen möchte, betrifft Doktoratsstudien. Im Rahmen einer Änderung des DUK-Gesetzes ist die DUK nun berechtigt "zur Heranbildung und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses" „PhD“-Studien einzurichten, die allerdings als Voraussetzung einer "Studiengangsakkreditierung gemäß §§ 18 ff und 24 ff des Hochschul-Qualitätssicherungsgesetzes (HS-QSG)" unterliegen. Die letzten Wochen und Monate waren von reger Betriebsamkeit in der Curriculumentwicklung geprägt. Wir sind gerade dabei die drei Curricula (je eines pro Fakultät) intern zu verabschieden.
Neben den oben erwähnten Einschränkungen ist das für meine Fakultät entwickelte Studienprogramm "Raum und soziale Inklusion" transdisziplinär aufgesetzt und auf fünf Vollzeitstudierende beschränkt.
Das PhD-Programm der DUK ersetzt nicht meine Aktivitäten im Rahmen des LLL-Kollegs, die ich sogar verstärkt weiter führe, weil ich im Herbst em. Prof. Werner Lenz als Vorsitzenden der Doktoratsbeirats ablösen soll.
Ich werde über die PhD-Programme der DUK noch genauer berichten. IntessentInnen bitte wenden sich nicht an mich, sondern an die Assistentin des Rektors Frau Mag. Marianna Scheu.