Einige meiner Doktoratsstudierenden arbeiten sich gerade in die Actor-Network-Theory (ANT) ein. Das ist natürlich kein Zufall, sondern geschieht auf meine Empfehlung hin 😉 Das hat mich auf die Idee gebracht, hier über das Internet einen kleinen Lesekreis zu initiieren. 14 Wochen lang (vom 12. Oktober – 14. Februar) möchte Kapitel für Kapitel mit Ihnen gemeinsam „Eine neue Soziologie für eine neue Gesellschaft“ lesen und diskutieren.
Die Stationen der Lesereise
- Woche 12.10.-18.10.09: Kaufen Sie sich das Buch in der deutschen (oder auch englischen) Version.
- Woche 19.10.-25. 10.09: Einleitung und Einführung zum ersten Teil („Was sich aus Kontroversen lernen lässt“) lesen (39 Seiten).
- Woche 26.10.-01.11.09: Erste Quelle der Unbestimmtheit („Keine Gruppen, nur Gruppenbildungen“) lesen (25 Seiten).
- Woche 02.11-08.11.09: Zweite Quelle der Unbestimmtheit („Handeln wird aufgehoben“) lesen (32 Seiten).
- Woche 09.11.-15.11.09: Dritte Quelle der Unbestimmtheit („Welche Aktionen für welche Objekte?“) lesen (40 Seiten).
- Woche 16.11-22.11.09: Vierte Quelle der Unbestimmtheit („Unbestreitbare Tatsachen versus umstrittene Tatsachen“) lesen (60 Seiten)
- Woche 23.11-29.11.09: Fünfte Quelle der Unbestimmtheit („Das Verfassen riskanter Berichte“) lesen (32 Seiten).
- Woche 30.11-06.12.09: Was tun mit der Akteur-Netzwerk-Theorie?= („Zwischenspiel in Form eines Dialogs“) lesen (28 Seiten)
- Woche 07.12.-13.12.09:
Einführung in Teil II („Warum das Soziale so schwer nachzuzeichnen
ist“) und „Wie kann man das Soziale flach halten?“ (24 Seiten) lesen. - Woche 11.01.-16.01.10: „Erster Schritt: das Globale lokalisieren“ (29 Seiten) lesen.
- Woche 01.02.-07.02.10: „Zweiter Schritt: das Lokale neue verteilen (48 Seiten) lesen.
- Woche 08.02.-14.02.10: „Dritter Schritt: Orte verknüpfen“ (45 Seiten) lesen.
- Woche 15.02.-21.02.10: „Schluss: Von der Gesellschaft zum Kollektiv – Kann das Soziale neu versammelt werden?“ (28 Seiten) lesen.
Alle Texte aus dem Projekt Gemeinsam Latour lesen (GLL).
: Die letzten 3 Termine wurden in der ursprünglichen Fassung nicht eingehalten, sondern um 2 Woche nach hinten verschoben. Das habe ich nachträglich korrigiert.
Ich will nicht viel herum reden: Die Einleitung ist ein Hammer. Sie ist extrem schwer zu verstehen. Es gibt viele – an dieser Stelle im Buch noch dunkle und daher unverständliche – Andeutungen, Vorgriffe auf das, was noch alles kommt. Die Einleitung ist aber nicht nur eine Vorschau, sondern gleichzeitig eine Zusammenfassung der Hauptthesen, zusätzlich noch unterlegt mit einem Rückblick, der ebenso wie die Vorschau für Neulinge recht wenig aussagt und eher verwirrend, denn erklärend ist.
Ich verwende bewusst häufig den Begriff der Lesereise statt z.B. virtueller Lesezirkel oder virtueller Lesearbeitskreis. Wie bei einer Reise geht es beim Projekt „Gemeinsam Latour lesen“ nicht darum ein Ziel zu erreichen (z.B. den Latour-Text besser zu verstehen), sondern auch die Reise selbst ist bereits Gegenstand der Reflexion: Wie ist solch ein virtueller Lesezirkel gut zu organisieren? Wie kann hohe Interaktivität sicher gestellt werden?
Es gibt zu ANT eine ganze Menge von verschiedenen Definitionen. Eine recht brauchbare Zusammenfassung findet sich auf Learning-Theories.com. Eine Sammlung verschiedener Sichtweisen gibt es hier. Trotzdem möchte ich in diesem Beitrag – quasi als Start zur gemeinsamen Lesereise – auch noch meine eigene Perspektive hinzufügen:
Mein Blog dümpelt schon die die letzten Wochen, ja Monate!, wieder dahin. Diesen Beitrag habe ich bereits am 23. August begonnen und ich komme erst heute (Mitte Oktober) dazu ihn fertig zu stellen. Seit Mai gab es nur einen – allerdings wie ich meine: wichtigen – inhaltlichen Beitrag von mir in meinem Blog. Etwas besser läuft die Nachrichtenseite, obwohl ich auch dort bei weitem nicht dazukomme über alles Wissenswerte und Interessante zu berichten. Es fehlen wichtige Keynotes (z.B. Fernausbildungskongress der Bundeswehr) genauso, wie wichtige Informationen zu Projektterminen.
Eines meiner (wenigen) Hobbies, das ich mir – trotz vermehrten Arbeits- und Verwaltungsstress nicht nehmen lasse – ist das Lesen. Jedoch nicht von Fachliteratur sondern von Bellestrisik. Ich liebe z.B. Kriminalromane – insbesondere von witzigen österreichischen AutorInnen wie Eva Rossmann, Stefan Slupetzky, Wolf Haas – siehe auch Wikipedia zu Wolf Haas – und ganz besonders neuerdings Thomas Raab – oder auch ganz allgemein (Welt-)Literatur. Was ich da so lese finden sich auf meinem LibraryThing Account Stichwort Fiction bzw. auch als animiertes Portlet unter dem Goodies Ordner.
Von meinem ehemaligen Kollegen Wolfgang Jütte bekam ich schon vor einigen Monaten den Tipp Die akademische Elite von Richard Münch zu lesen. Im diesjährigen Urlaub kam ich nun endlich dazu. Das Buch ist sehr empfehlenswert. Es zeigt auf, wie die Exzellenzinitiative der deutschen Bundesregierung nicht nur ein Schlag ins Wasser ist, sondern sogar einen Rückschritt bedeutet: Statt zur Steigerung der internationalen Konkurrenzfähigkeit der deutschen Forschung beizutragen, führt sie letztlich zur Monopolbildung einiger weniger Universitäten auf Kosten der Innovation und Kreativität der Masse der deutschen ForscherInnen.
Sorry, ich war und bin die letzten 3 Wochen durch verschiedene unvorhergesehene Zwischenfälle in meinem Department und dann auch noch selbst durch Krankheit nicht mehr dazugekommen hier – in meinem eigenen Weblog! – mit zu diskutieren. Angesichts dieser spannenden, intensiven und sehr verzweigten Diskussion ist es aber auch gar nicht mehr so einfach, hier wieder den Faden zu finden und wieder in die Diskussion hinein zukommen. Das hier ist ein erster Versuch, der zwei Überlegungen zur Grundlage hat:
In seinem (bisher) letzten Kommentar schreibt Helmut Leitner:
Mein Postulat ist, dass die 15 Eigenschaften – das ist vermutlich ein
unerwarteter Paukenschlag, der heftige Diskussionen auslösen kann –
Formkategorien sind, dass sie also unserem kognitiven Apparat angeboren
sind und deswegen Resonanz auslösen.
Am 24./25. April 2009 fand zum ersten Mal eine Forschungswerkstatt meines Departments statt. Aus meiner Sicht – und ich habe darüber bereits berichtet – ist diese Veranstaltung äußerst erfolgreich abgelaufen, was sicherlich auch mit den besonderen Format zu tun hatte.
Ich habe bereits über meine persönlichen Eindrücke zum Ablauf der Veranstaltung berichtet. Hier versuche ich nun diese Besonderheiten zu analysieren und zu beschreiben. Ich verwende dazu – eher spielerisch, also (noch) nicht wirklich ernst gemeint – ein Beschreibungsformat das sich an die Pattern-Community anlehnt: Kontext-Problem-Lösung.
Je tiefer ich mich in das 4-bändige Hauptwerk „The Nature of Order“ von Christopher Alexander hineinlese, desto klarer wird es für mich, dass die Sichtweise der Pattern-Community zumindest ungenügend, wenn nicht gar falsch ist. Obwohl ich erst bei der Mitte des 2. Bandes angelangt bin, kristallisieren sich einige neue (Kritik-)Punkte zur Rezeption des Patternansatzes heraus.
Ich schmücke mich hier mit fremden Lorbeeren (bzw. Marillenblüten): Die Fotos wurden über die Osterfeiertage von Arno Bindlechner gemacht und wurden den gesamten IMB-Team von Rina Prammer zugeschickt. Der Marillengarten steht in Arnsdorf, der größten Marillenbaugemeinde in Österreich Die Ruine im Hintergrund ist die Ruine Hinterhaus in Spitz.
So stelle ich mir gelungene Werbung vor.
Das erste Videobeispiel ist eine Werbung für die Kaplan University, der andere Link weist mit einem sehr gut gemachten und berührenden Musikvideo auf die für 15. April 2009 geplante Eröffnung des Websites playingforchange.com hin.
Die nachfolgende Skizze ist ein (winziges) Fragment im Rahmen einer komplexen Diskussion, die sich mit dem Musteransatz von Christopher Alexander beschäftigt. Sie versucht die im 5. Kapitel (pp. 143-242) vom 1. Band von The Nature of Order (TNO) angeführten 15 fundamentalen Lebenseigenschaften auf die Pädagogik umzulegen. Dementsprechend werden die Ausführungen in den Kapiteln 1-4 als bekannt vorausgesetzt und hier nur für Newcomer bzw. zur Erinnerung als Prämissen zusammengefasst. [Selbstverständlich ist das meine eigene Interpretation bzw. (Re-)konstruktion der Alexanderschen Theorie und muss selbst kritisch hinterfragt werden.]:
Das ist nun die Fortsetzung des Beitrages zu Lebendige Strukturen in Raum und Zeit. Ich möchte zeigen,
- dass die von Alexander beschriebenen räumlichen Eigenschaften für Lebendigkeit als strukturelle Aspekte der Ganzheitlichkeit aufzufassen sind und dass daher auf einer Metaebene diese Eigenschaften auch für die Gestaltung (Design) anderen Gebiete anzuwenden sind und
- dass es in der Pädagogik, dh. beim didaktischen Design neben den (weniger wichtigen) räumlichen Strukturen vor allem um die Gestaltung inhaltlicher, sozialer und zeitlicher Aspekte des Unterrichtsverlaufes bzw. Lernprozesses geht.
Vor zwei Wochen hat mich Reinhard Bauer auf ein kleines Büchlein hingewiesen: Leitner, Helmut. 2007. Mustertheorie. Einführung und Perspektiven auf den Spuren von Christopher Alexander. 1. Aufl. Nausner & Nausner. Ich war über das Buch aus mehreren Gründen äußerst positiv überrascht:
In einem ausführlichen Kommentar geht Frank Vohle auf meine philosophischen Überlegungen zum Verhältnis von Muster und Emergenz ein. Ich war sehr froh darüber: Nicht deshalb, weil – wie Gabi meint – die tollen Kommentare immer bei mir landen , sondern weil es mich erleichtert hat, dass ich nicht alleine mit solchen abstrakten Überlegungen dastehe.
Der nachfolgende Beitrag ist (leider) noch nicht sehr gut ausgearbeitet.
Außerdem fürchte ich aus, dass es für philosophisch ausgebildete
Expert/-innen einigermaßen grob und naiv wirken mag. Wenn ich trotzdem
versuche auf einige komplizierte philosophische Fragestellungen
einzugehen, dann mag vielleicht das Diktum von Ludwig Wittgenstein als
Rechtfertigung herhalten:
Ich glaube, einen Philosophen, einen der selbst denken kann, könnte
es interessieren, meine Noten zu lesen. Denn wenn ich auch selten ins
Schwarze getroffen habe, so würde er doch erkennen, nach welchen
Zielen ich unablässig geschossen habe. (In: Über Gewissheit, §387)
Aus erkenntnistheoretischen Überlegungen habe ich bereits öfters in meinen Arbeiten auf den Begriff der Emergenz hingewiesen und versucht für die Didaktik von E-Learning nutzbar zu machen (siehe beispielsweise die referenzierten Artikel am Ende dieses Weblogeintrags). Gerade vor diesem epistemologisch motivierten Hintergrund interessieren mich (Entwurfs-)Muster (Design Pattern) so sehr. Mir scheint allerdings, dass dieser allgemeinere Zugang in der „Pattern Community“ bisher nicht einmal ansatzweise diskutiert wird.
Christian Kohls hat eine sehr lange Rückmeldung in meinem Weblog vorgenommen. Weil sie wichtig ist und auch einige Links enthält, die im Kommentar nicht direkt angesteuert werden können, habe ich – mit seinem Einverständnis – seine Anmerkungen als eigenen Weblog-Artikel hier eingefügt. Die Gliederung, Zwischenüberschriften und Formatierungen stammen von mir (pb).