Der aktuelle Studentenprotest in Österreich hat klein und unbedeutend angefangen; wächst sich aber zu einer immer größeren Angelegenheit aus. Begonnen hat es mit der schon lange schwelenden Unzufriedenheit über die Studienbedingungen, doch werden die Forderungen nun immer radikaler und grundsätzlicher. Heute (30.10.2009) hat BM Hahn 34 Mio € aus seiner „Notfallsreserve“ den unterfinanzierten Unis versprochen. Protest zahlt sich offensichtlich aus!
Wenn Sie rechts auf mein LibraryThing Widget schauen, werden Sie immer öfter Bücher zu den Themen Ökonomie sehen. Der Grund für diese scheinbar „fachfremde“ Literatur ist meine zunehmende Beschäftigung mit Fragen der Forschungspolitik. Mir wird – insbesondere nach dem Lesen von Die akademische Elite – zunehmend klarer, dass gesellschaftspolitische Rahmenbedingungen meine Arbeit- und Lebenssituation nachhaltig (negativ) beeinflussen. (Siehe auch meinen Beitrag Forschungsmanagement statt Forschungsinhalte.) Der Clinton-Spruch It’s the economy, stupid gilt offensichtlich auch für uns ForscherInnen.
Ich habe vor einigen Wochen Creating a World Without Poverty – Social Business and the Future of Capitalism gelesen. Darin legt der durch die Mikrokredite bekannt gewordene Ökonom und Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus eine hoch interessante Zukunftsvision vor. Er vertritt in seinem zweiten Buch die These, dass neben den „normalen“ auf Profit ausgerichteten Firmen (Profit Maximazing Business, oder PMB) Unternehmen gegründet werden sollen, die ausschließlich soziale Ziele verfolgen sollten (Social Business oder Soziales Unternehmen – als Fachbegriff schreibe ich „Soziales Unternehmen“ im weiteren Text immer mit großem „S“). Siehe dazu auch die Linksammlung im Anhang dieses Beitrags.
Am Freitag, den 16. Oktober promovierte Marco Kalz – ehemaliger Assistent von mir an der FernUniversität in Hagen – über „Placement Support of Learner in Learning Networks“. Es geht bei seinen Dissertation um den Einsatz von semantischen Technologien und natürlicher Sprachverarbeitung für Hilfestellungen beim Prozess der Anerkennung non-formalen Lernens. Obwohl die Inhalte seiner Dissertation für meine eigenen Arbeiten zu E-Portfolios äußerst relevant sind, hat mich die gesamte Prozedur der Promotion fast noch mehr beeindruckt als die inhaltlichen Ergebnisse seiner Forschungsarbeiten.
Die erste Quelle der Unbestimmtheit bzw. der Unschärfe jeder sozialwissenschaftlicher Untersuchung – mit der Latour in seiner Darstellung der ANT beginnt – ist die Gruppe. „Gruppe“ ist für ihn einerseits etwas, was ständig in Bewegung ist, sich ununterbrochen formiert, sich abgrenzt, sich umgruppiert, sich auflöst oder nach Identität sucht. Andererseits sind Akteure nicht einfach auf eine bestimmte Gruppe festzulegen; sie gehören verschiedenen Gruppen gleichzeitig und sich überlappend an: Gruppen mit verschiedenen identitätsstiftenden Merkmalen (Staatsbürger, Konsument, Latour-Leser), Gruppen in verschieden komplexen Aggregatzuständen (Schülerin, Schulsprecherin).
Irgendwie habe ich das Gefühl beim Lesen mit dem Kindle einen historischen Moment zu erleben: Ich denke dabei weniger daran, dass mit dem eBook eine jahrhunderte alte – für mich aber abstrakte – Tradition des gedruckten Buches zu Ende geht. Es ist vielmehr das ganz persönliche Erlebnis eine meiner wichtigsten Lebensgewohnheiten – das Lesen – komplett neu zu erfinden.
Ich habe bereits erwähnt, dass der Einleitungstext nicht ganz einfach zu lesen ist. Neben einer noch unverständlichen Vorschau, einem nur für Spezialisten verständlichen Rückblick der Ursprünge von ANT, sind es auch einige Fachbegriffe, die Schwierigkeiten machen. Auch gibt es einige wichtige Unterschiede zur (späteren) deutschen Version, bei der die inzwischen erschienene französische Ausgabe herangezogen wurde. Zu all diesen – wichtigen oder aber auch unwichtigen – Kleinigkeiten folgen nachfolgend einige Anmerkungen. (Wobei bitte zu bedenken ist, dass ich nur die deutsche + englische Version vor mir habe und leider auch nicht französisch kann.)
Einige meiner Doktoratsstudierenden arbeiten sich gerade in die Actor-Network-Theory (ANT) ein. Das ist natürlich kein Zufall, sondern geschieht auf meine Empfehlung hin 😉 Das hat mich auf die Idee gebracht, hier über das Internet einen kleinen Lesekreis zu initiieren. 14 Wochen lang (vom 12. Oktober – 14. Februar) möchte Kapitel für Kapitel mit Ihnen gemeinsam „Eine neue Soziologie für eine neue Gesellschaft“ lesen und diskutieren.
Ich will nicht viel herum reden: Die Einleitung ist ein Hammer. Sie ist extrem schwer zu verstehen. Es gibt viele – an dieser Stelle im Buch noch dunkle und daher unverständliche – Andeutungen, Vorgriffe auf das, was noch alles kommt. Die Einleitung ist aber nicht nur eine Vorschau, sondern gleichzeitig eine Zusammenfassung der Hauptthesen, zusätzlich noch unterlegt mit einem Rückblick, der ebenso wie die Vorschau für Neulinge recht wenig aussagt und eher verwirrend, denn erklärend ist.
Die Stationen der Lesereise
- Woche 12.10.-18.10.09: Kaufen Sie sich das Buch in der deutschen (oder auch englischen) Version.
- Woche 19.10.-25. 10.09: Einleitung und Einführung zum ersten Teil („Was sich aus Kontroversen lernen lässt“) lesen (39 Seiten).
- Woche 26.10.-01.11.09: Erste Quelle der Unbestimmtheit („Keine Gruppen, nur Gruppenbildungen“) lesen (25 Seiten).
- Woche 02.11-08.11.09: Zweite Quelle der Unbestimmtheit („Handeln wird aufgehoben“) lesen (32 Seiten).
- Woche 09.11.-15.11.09: Dritte Quelle der Unbestimmtheit („Welche Aktionen für welche Objekte?“) lesen (40 Seiten).
- Woche 16.11-22.11.09: Vierte Quelle der Unbestimmtheit („Unbestreitbare Tatsachen versus umstrittene Tatsachen“) lesen (60 Seiten)
- Woche 23.11-29.11.09: Fünfte Quelle der Unbestimmtheit („Das Verfassen riskanter Berichte“) lesen (32 Seiten).
- Woche 30.11-06.12.09: Was tun mit der Akteur-Netzwerk-Theorie?= („Zwischenspiel in Form eines Dialogs“) lesen (28 Seiten)
- Woche 07.12.-13.12.09:
Einführung in Teil II („Warum das Soziale so schwer nachzuzeichnen
ist“) und „Wie kann man das Soziale flach halten?“ (24 Seiten) lesen. - Woche 11.01.-16.01.10: „Erster Schritt: das Globale lokalisieren“ (29 Seiten) lesen.
- Woche 01.02.-07.02.10: „Zweiter Schritt: das Lokale neue verteilen (48 Seiten) lesen.
- Woche 08.02.-14.02.10: „Dritter Schritt: Orte verknüpfen“ (45 Seiten) lesen.
- Woche 15.02.-21.02.10: „Schluss: Von der Gesellschaft zum Kollektiv – Kann das Soziale neu versammelt werden?“ (28 Seiten) lesen.
Alle Texte aus dem Projekt Gemeinsam Latour lesen (GLL).
: Die letzten 3 Termine wurden in der ursprünglichen Fassung nicht eingehalten, sondern um 2 Woche nach hinten verschoben. Das habe ich nachträglich korrigiert.
Ich verwende bewusst häufig den Begriff der Lesereise statt z.B. virtueller Lesezirkel oder virtueller Lesearbeitskreis. Wie bei einer Reise geht es beim Projekt „Gemeinsam Latour lesen“ nicht darum ein Ziel zu erreichen (z.B. den Latour-Text besser zu verstehen), sondern auch die Reise selbst ist bereits Gegenstand der Reflexion: Wie ist solch ein virtueller Lesezirkel gut zu organisieren? Wie kann hohe Interaktivität sicher gestellt werden?
Es gibt zu ANT eine ganze Menge von verschiedenen Definitionen. Eine recht brauchbare Zusammenfassung findet sich auf Learning-Theories.com. Eine Sammlung verschiedener Sichtweisen gibt es hier. Trotzdem möchte ich in diesem Beitrag – quasi als Start zur gemeinsamen Lesereise – auch noch meine eigene Perspektive hinzufügen:
Eines meiner (wenigen) Hobbies, das ich mir – trotz vermehrten Arbeits- und Verwaltungsstress nicht nehmen lasse – ist das Lesen. Jedoch nicht von Fachliteratur sondern von Bellestrisik. Ich liebe z.B. Kriminalromane – insbesondere von witzigen österreichischen AutorInnen wie Eva Rossmann, Stefan Slupetzky, Wolf Haas – siehe auch Wikipedia zu Wolf Haas – und ganz besonders neuerdings Thomas Raab – oder auch ganz allgemein (Welt-)Literatur. Was ich da so lese finden sich auf meinem LibraryThing Account Stichwort Fiction bzw. auch als animiertes Portlet unter dem Goodies Ordner.
Mein Blog dümpelt schon die die letzten Wochen, ja Monate!, wieder dahin. Diesen Beitrag habe ich bereits am 23. August begonnen und ich komme erst heute (Mitte Oktober) dazu ihn fertig zu stellen. Seit Mai gab es nur einen – allerdings wie ich meine: wichtigen – inhaltlichen Beitrag von mir in meinem Blog. Etwas besser läuft die Nachrichtenseite, obwohl ich auch dort bei weitem nicht dazukomme über alles Wissenswerte und Interessante zu berichten. Es fehlen wichtige Keynotes (z.B. Fernausbildungskongress der Bundeswehr) genauso, wie wichtige Informationen zu Projektterminen.
Das Institut für Wirtschaftsinformatik der Produktionsunternehmen der Universität Duisburg-Essen sucht zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine/n wissenschaftliche/n Mitarbeiter/in mit Erfahrung im E-Learning-Bereich sowie Kenntnissen von E-Learning Konzeptionen. Die Stelle ist zunächst auf 2 Jahre befristet und ist promotionsgeeignet. Die Bewerbungsfrist endet am 20.Oktober 2009.
Endlich ist es soweit! Die nun seit einem Jahr vakante Professur am Department für Weiterbildungsforschung und Bildungsmanagement ist jetzt mit gleichnamigen Titel ausgeschrieben. Ende der Bewerbungsfrist ist der 31.12.2009.
Am 16. September 2009 wurde zum bereits zehnten Mal der Mediendidaktische Hochschulpreis – kurz MEDIDA-PRIX – diesmal in Berlin vergeben. Die beiden Projekte „eAssessment“ (Universität Bremen) und „DOIT“ (Universität Zürich) konnten sich gegenüber ihren MitbewerberInnen im Finale durchsetzen und beeindruckten Jury und Publikum v.a. durch ihren innovativen und zukunftsweisenden Charakter.
Heute (24.09.2009) versuchte ich als Keynote auf der MoodleMoot 2009 an der TU Wien folgende Frage zur Diskussion zu stellen: Wenn ein wesentliches Kennzeichen von Web 2.0 die (massenhafte) Kooperation im (grenzenlosen) Austausch von (gemeinsam) produzierten Materialien ist, was bedeutet das für Lernprozesse, die auf geschützten „Lerninseln“ (Kursräume innerhalb eines Lernmanagement Systems) stattfinden?
Soeben komme ich von der Kick-Off Veranstaltung für ein neues Projekt, bei dem ich die wissenschaftliche Begleitung übernommen habe. Auf Initiative des österreichischen Unterrichtsministeriums (bmukk) werden etliche Schulen in ganz Österreich noch im laufenden Schuljahr Netbooks im Unterricht nutzen. Ziel ist es unter anderem die didaktischen Potentiale von Netbooks auszuloten.
Nach dem erfolgreichen Experiment gibt es nun die 2. Forschungswerkstatt am 4./5. Dezember in Wien mit der in E-Learning Kreisen sehr bekannten und renommierten Prof.in Gabi Reinmann.. Das stark interaktive Seminar setzt sich mit der Frage auseinander: „Welche wissenschaftliche Forschungssettings und -methoden, aber auch Ziele, sind für die interdisziplinär ausgerichtete
E-Learning-Forschung geeignet bzw. zukunftsweisend?“ und ist zumindest dieses eine Mal auch noch kostenlos!